Düsseldorf/Berlin. . In der Affäre um das dubiose Erpresserschreiben an SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück gibt es neue Hintergründe. Offenbar rief der Absender, ein ehemaliger Post-Manager den Kanzlerkandidaten an, gab sich allerdings nicht als Autor zu erkennen. Hintergründe der Erpressung sind noch unklar.
Ein dubioser Erpresserbrief, noch dubiosere Anrufe beim Ehepaar Steinbrück und eine Haushaltshilfe, vor deren Wohnungstür sich die Reporter tummeln: Zwar gehört mittlerweile zu dem seltsamen Versuch, den Kanzlerkandidat zu erpressen, ein Name. Doch was Hermann Ude, der bis 2011 Vorstandsmitglied der Deutschen Post war, zu diesem seltsamen Schritt bewegt hat, ist weiterhin unklar. Laut „Süddeutscher Zeitung“ ermittelt jedenfalls inzwischen die Staatsanwaltschaft Bonn gegen den 52-jährigen wegen des Verdachts auf versuchte Nötigung.
Der Erpressungsversuch gegen Steinbrück war vor einer Woche bekanntgeworden. In einem anonymen Brief wurde er aufgefordert, seine Kandidatur aufzugeben. Andernfalls würden Informationen über eine angeblich von Steinbrück vor 14 Jahren illegal beschäftigte Haushaltshilfe an die Öffentlichkeit gelangen.
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Die „SZ“ berichtet über Details des Erpressungsversuchs – unter Berufung auf „informierte Kreise“. Demnach hat Ude am 7. September – der Tag, an dem die „Bild“-Zeitung erstmals über den Erpresserbrief berichtete – am frühen Morgen bei den Steinbrücks angerufen; wohl, um sie zu warnen. Gertrud Steinbrück soll Ude kennen, da sie als Lehrerin dessen Kinder unterrichtet habe. Ude habe auf die Bild-Berichterstattung verwiesen, Steinbrück soll geantwortet haben, die Sache sei bereits beim Staatsanwalt. Später rief Ude noch mal an und sprach mit Gertrud Steinbrück. Am Nachmittag soll Ude seinen Anwalt aufgefordert haben, mit ihm zum Staatsanwalt zu gehen, um sich als Briefeschreiber erkennen zu geben.
Putzfrau soll nun für Ude arbeiten
Besagte Putzfrau soll dem Zeitungsbericht zufolge mittlerweile für Ude arbeiten. Der Ex- Frachtvorstand galt als enger Vertrauter des früheren Post-Chefs Klaus Zumwinkel, der wegen Steuerhinterziehung 2008 zu zwei Jahren Haft auf Bewährung verurteilt und vom damaligen Finanzminister Steinbrück scharf kritisiert worden war.
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Dem Bericht zufolge hat Zumwinkel von dem Brief aber wohl nichts gewusst. Allerdings äußerte SPD-Chef Gabriel die Vermutung, dass hinter dem Drohbrief mehrere Personen stecken könnten: „Trifft der Bericht zu, muss die Staatsanwaltschaft untersuchen, ob es sich wirklich um einen Einzeltäter handelt.“ Steinbrück wolle Steuerhinterziehung konsequent bekämpfen und große Vermögen stärker belasten. „Um das zu verhindern, wird offenbar auch vor Erpressungsversuchen mit erfundenen und unhaltbaren Vorwürfen nicht zurückgeschreckt“, erklärte Gabriel.
Munkeleien in Unternehmerkreisen
Steinbrück selbst lehnte auf einer Wahlkampfveranstaltung in Saarbrücken einen Kommentar ab. Verdi-Chef Frank Bsirske sagte Reuters TV: „Hier wird offensichtlich mit Lügen gearbeitet und alleine die Tatsache, dass so etwas im Wahlkampf passiert, sollte uns zu denken geben.“ Einen derartigen Vorfall dürfe man nicht bagatellisieren.
Der „Berliner Tagesspiegel“ spricht von „Munkeleien in Unternehmerkreisen“, wonach Steinbrück kurz vor der Wahl „erledigt“ werde. „Da platzt noch eine Bombe“, werden Berliner Kreise zitiert.
Der frühere Spitzenmanager Ude soll gegenüber der Bonner Staatsanwaltschaft erklärt haben, er habe den Brief versehentlich abgeschickt. Geschrieben habe er den Brief aus Verärgerung über Äußerungen Steinbrücks zur Ausbeutung von Geringverdienern.
Die Haushaltshilfe hatte Ende der 90er Jahre im Haus der Mutter von Gertrud Steinbrück gearbeitet und zeitweise auch bei den Steinbrücks geputzt.
Sie soll dann aus persönlichen Gründen ein festes Arbeitsverhältnis abgelehnt haben, woraufhin man sich getrennt habe.