Berlin. . Aus Sicht der SPD war es Spott, aus Sicht der Bundesregierung ein Kompliment: Das Kanzleramt hat sich bei SPD-Generalsekretärin Nahles in einem betont süffisanten Brief dafür bedankt, dass sie Angela Merkel mit Pippi Langstrumpf verglichen hat. Und auf einmal wollen alle Parteien sein wie Pippi.

Im Bundestagswahlkampf ist ein neuer Wettstreit entbrannt: Es geht nicht darum, wer dem Volk, sondern wer Pippi Langstrumpf am nächsten steht. Eine gute Woche nach der spontanen Gesangseinlage von SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles im Bundestag - sie schmetterte am Rednerpult das Lied der Kinderbuchfigur - wetteifern die Parteien nun darum, wer am meisten Pippi-Langstrumpf-Tugenden auf sich vereint.

Pippi als Vorbild für die Politik? Das ringelgesockte Mädchen mit den abstehenden roten Zöpfen, das stärker ist als alle anderen Kinder und grundsätzlich nur das macht, was ihr passt?

Nahles hatte im Parlament gespottet, das Eigenlob der Regierung erinnere sie an das Pippi-Langstrumpf-Lied: "Ich mach mir die Welt, widdewidde wie sie mir gefällt." Die Linke-Abgeordnete Sabine Zimmermann hakte daraufhin schriftlich bei der Regierung nach, was die von dem Vergleich halte.

Kanzleramt: Pippi gilt als literarisches Vorbild für die Frauenbewegung

Offenbar viel. Der Staatsminister im Kanzleramt, Eckart von Klaeden (CDU), schrieb betont süffisant zurück, "Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf" habe in der Regierung viele Fans. Sie gelte etwa als literarisches Vorbild für die Frauenbewegung. Die Regierung habe also zu danken "für das möglicherweise unbeabsichtigte Kompliment" von Nahles.

Zimmermann reagierte verwundert. Es sei eine "nette Selbstsatire", wenn sich die Regierung unter Berufung auf Pippi Langstrumpf als Vorkämpferin für Frauenrechte sehe, sagte die Linke-Frau am Donnerstag. Die Figur Pippi stelle die bestehenden Gesellschaftsverhältnisse infrage, statt die Widersprüche zu verwischen, wie es die Regierung tue. Zimmermanns Folgerung: "Wenn, dann darf sich Die Linke auf sie berufen!" (dpa)