Hamburg. Der Bundesnachrichtendienst (BND) hat einem Medienbericht zufolge Informationen zum mutmaßlichen Giftgas-Einsatz in Syrien abgefangen, die eine Täterschaft von Machthaber Baschar al-Assad nahelegen. Die Bundeswehr bereite sich laut dem Bericht zudem bereits auf eine verschäfte Lage in Syrien vor.
Der Bundesnachrichtendienst (BND) hat nach Informationen von "Spiegel Online" einen möglichen Beleg für den Befehl des syrischen Machthabers Baschar al-Assad für einen Giftgaseinsatz abgefangen. Wie das Nachrichtenportal berichtete, unterrichtete BND-Präsident Gerhard Schindler am Montag ausgewählte Bundestagsabgeordnete in geheimer Sitzung über ein von dem Geheimdienst abgehörtes Gespräch zwischen einem hochrangigen Vertreter der libanesischen Hisbollah-Miliz mit der iranischen Botschaft. Das Gespräch fand demnach nach dem Chemiewaffeneinsatz vom 21. August nahe Damaskus statt.
Die Hisbollah unterstützt die syrische Führung. Der Vertreter der Miliz soll dem Medienbericht zufolge den Befehl zum Giftgaseinsatz durch die Führung eingeräumt haben. Assad seien die Nerven durchgegangen, mit dem Befehl habe er jedoch einen Riesenfehler gemacht, soll dieser gesagt haben. Schindler selbst habe zudem geäußert, dass ein eindeutiger Beweis dafür, dass die syrische Führung für den Einsatz verantwortlich sei, zwar fehle. Sein Geheimdienst gehe nach einer eingehenden Analyse aber von einer Täterschaft der Regierung aus.
Der BND geht dem Bericht zufolge außerdem davon aus, dass sich die syrische Führung bei der Mischung des Giftgases verrechnet haben könnte. In der Folge sei dann möglicherweise sehr viel mehr Gift als geplant mit Raketen verschossen worden. Nach US-Angaben wurden bei dem Einsatz am 21. August nahe der syrischen Hauptstadt Damaskus mehr als 1400 Menschen getötet.
Bundeswehr bereitet sich angeblich auf verschärfte Lage in Syrien vor
Trotz einer Ablehnung einer deutschen Beteiligung an einer möglichen Militärintervention in Syrien bereitet sich die Bundeswehr "Spiegel Online" zufolge außerdem auf eine Verschärfung der Lage in der Region vor. In einer Unterrichtung für den Verteidigungsausschuss habe die Führung der Truppe versichert, dass sowohl die an den "Patriot"-Raketenabwehrbatterien in der Türkei eingesetzten Soldaten als auch ihre Kameraden bei der Unifil-Mission vor dem Libanon auf mögliche Giftgasangriffe aus Syrien vorbereitet seien, berichtete das Portal.
Der ABC-Schutz gegen chemische Kampfstoffe sei "gewährleistet" und 22 Soldaten mit spezieller Ausbildung stünden am Einsatzort in der Türkei bereit, hieß es. Auch für die deutschen Unifil-Einheiten sei der Schutz im Fall einer Ausweitung des Konflikts gewährleistet. Alle Soldaten auf deutschen Schnellbooten verfügten über persönliche Schutzbekleidung und Notfall-Medikamente.
Ein BND-Sprecher wollte den Bericht von "Spiegel Online" auf dpa-Anfrage nicht kommentieren. "Zu operativen Sachverhalten in politisch sensiblen Frage nimmt der Bundesnachrichtendienst ausschließlich gegenüber der Bundesregierung und den zuständigen parlamentarischen Gremien Stellung." (afp/dpa)