An Rhein und Ruhr.. Die Evangelische Landeskirche muss sparen, und zwar massiv. Binnen fünf Jahren sollen die Ausgaben um ein Drittel sinken - um rund 20 Millionen. Jetzt geht die Kirchenleitung in die Info-Offensive: Bei sechs Veranstaltungen (auch am 9. September in Oberhausen) will man sich der Diskussion stellen und hofft auf Anregungen.

Der Sparkurs ist atemberaubend. Binnen fünf Jahren will die Evangelische Kirche im Rheinland (Ekir) ein gutes Drittel der Kosten sparen – unterm Strich soll die zweitgrößte deutsche Landeskirche ab 2018 so jährlich rund 20 Millionen Euro weniger ausgeben als heute. Diesen Plan hatte der neu gewählte Präses Manfred Rekowski im Frühsommer verkündet – maßgeblich mitgestaltet durch den neuen Finanzdezernenten Bernd Baucks und den neuen Kirchen-Vizepräsidenten Johann Weusmann. Jetzt geht die Kirchenleitung in die Info-Offensive.

Bei sechs Veranstaltungen (auch am 9. September in Oberhausen) will man sich der Diskussion stellen und hofft auf Anregungen, bevor am 28. September eine „Zukunftswerkstatt“ konkrete Spar-Vorschläge erarbeiten soll. Schließlich soll eine Sondersynode am 23. November in Hilden den Sparkurs konkret absegnen.

„Alle Dienste, Einrichtungen und Aufgaben kommen auf den Prüfstand“, betont gebetsmühlenartig Ekir-Sprecher Jens-Peter Iven. Nicht, ohne den Hinweis zu vergessen, dass der aktuelle Spar-Plan mitnichten die ganze Kirche betreffe – sondern nur die Ebene der Landeskirche. Anders als etwa in katholischen Bistümern wird die Kirchensteuer in der evangelischen Kirche von unten nach oben verteilt. Die Hoheit liegt bei den Gemeinden, die über Umlagen die mittlere Ebene (Kirchenkreis) und die Landeskirche finanzieren.

Die Kirchenleitung arbeitet sehr transparent

So ist denn angesichts der Pläne aus dem Landeskirchenamt an der protestantischen Basis auch wenig Unruhe zu spüren. Es seien „schon erschreckende Zahlen“, sagt etwa Stefan Schmelting, Sprecher des Kirchenkreises Kleve. Gleichwohl sei er froh, dass „wir hier vor Ort von den Einsparungen nicht direkt betroffen sind“ – und, dass die Kirchenleitung mit ihrem Sparkurs „sehr transparent umgeht“.

Diese Offenheit lobt auch Irmenfried Mundt, Superintendent in Essen. „Die wichtigste Frage ist, welche Kernaufgaben die landeskirchliche Ebene neben der Aus- und Fortbildung der Theologinnen und Theologen und der Aufsicht erfüllen soll und wie sich dies in der Struktur, nicht zuletzt auch in der Verwaltungsstruktur, abbildet“, betont Mundt mit Blick auf den Diskussionsprozess. In der Tat stehen neben der Verwaltung Dienste wie die Polizeiseelsorge, kirchliche Schulen und Weiterbildungseinrichtungen zur Disposition.

„Nicht nur etwas Schlechtes“

Pfarrer Heiko Dringenberg aus Duisburg-Walsum verweist auf die Umbauten und Einsparungen, die seine Gemeinde in den vergangenen 15 Jahren durchlebt hat: „Ein solcher Strukturwandel muss nicht nur etwas Schlechtes sein.“ So hat die von Überalterung betroffene Gemeinde seinerzeit zwei Gemeindehäuser geschlossen und dafür eine – kleinere – Kirche neu gebaut.

Auf Ebene der Landeskirche müssen derzeit vor allem Löcher in der Altersvorsorge für Pfarrer und andere Kirchenangestellte gefüllt werden. Wie groß diese Löcher tatsächlich sind, ist nicht ganz klar. Da die Landeskirche ihr Finanzwesen auf eine kaufmännische Buchführung umstellt, ist sie zuletzt finanziell ein wenig im Blindflug unterwegs, heißt es. Andererseits sei das genau Ausmaß der Not angesichts ihrer immensen Dimension derzeit auch zweitrangig.