Köln.. Bis Sonntag erwartet die katholische Kirche Tausende Gläubige zum Eucharistischen Kongress in Köln. Selbst guten Katholiken kommt die vom Kölner Erzbischof Kardinal Joachim Meisner vorangetriebene Veranstaltung allerdings merkwürdig vor. Kritiker fürchten eine reaktionäre Katholikentags-Konkurrenz.

Geheimnisvolle Inszenierungen gehören in der katholischen Kirche zum Konzept – insofern steht der Eucharistische Kongress, zu dem die Kirche bis Sonntag in Köln Tausende Gläubige erwartet, in einer guten Tradition. Am Mittwochabend wurde das fünftägige Glaubensfest mit einem Gottesdienst im Kölner Tanzbrunnen eröffnet. 5000 Teilnehmer, darunter allein 40 Bischöfe, wurden zu dieser Freiluftmesse erwartet, in deren Anschluss die Gläubigen in einer Prozession über die Hohenzollernbrücke zum Dom ziehen sollten.

Doch so mysteriös wie das Thema „Eucharistie“ (griechisch: Danksagung) – die katholische Vorstellung, dass in der Messe Brot und Wein tatsächlich zu Leib und Blut Christi gewandelt werden –, so merkwürdig kommt selbst guten Katholiken die vom Kölner Erzbischof Kardinal Joachim Meisner vorangetriebene Veranstaltung vor.

In seiner Eröffnungspredigt widmete sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, dem ziemlich sperrigen Thema so: „Wir sind nicht Knechte und Mägde, auch nicht Saisonarbeiter einer Firma, die heute angestellt und morgen entlassen werden“, sagte er am Abend in Köln. In der Kirche herrsche „ein anderer Ton: In der Eucharistie sucht der Herr unsere Freundschaft, durch die er uns Anteil gibt an sich selbst und an allem, was er hat und was er ist.“ Der Eucharistische Kongress sei die Chance für die Kirche in Deutschland, dass „das überwältigende Geheimnis der Eucharistie neu aufleuchtet: Der Herr ist in unserer Mitte – das ist sein großes Geschenk an uns.“

Beim Projekt „lux eucharistica“ wird der Kölner Dom bis Samstag jeden Abend von Lichtprojektionen erleuchtet
Beim Projekt „lux eucharistica“ wird der Kölner Dom bis Samstag jeden Abend von Lichtprojektionen erleuchtet © dpa | Unbekannt

Den bislang letzten Eucharistischen (Welt-)Kongress in Deutschland gab es 1960 in München. Eine für damalige Zeiten und die damalige Kirche ziemlich moderne Veranstaltung, berichten Zeitgenossen. Im Vergleich dazu fürchten Kritiker bei der aktuellen Auflage in Köln jedoch eher eine reaktionäre Katholikentags-Konkurrenz. Zumal Kardinal Meisner die alle zwei Jahre von den katholischen Laien organisierten, eher liberal ausgerichteten Großtreffen meidet wie der Teufel das Weihwasser.

Gewandelte Hostien

 Der eigentliche Sinn des Kongresses sei es, Jesus anzubeten, schreibt Kardinal Meisner im Vorwort des 310 Seiten starken Programms. Folglich bilden zahlreiche „Eucharistische Anbetungen“, also Gebete vor einer gewandelten Hostie, einen Schwerpunkt. Zudem laden viele Bischöfe zu „Katechese“ genannten Glaubensgesprächen. Darüber hinaus gibt es kirchen- und gesellschaftspolitische Podiumsdiskussionen sowie Ausstellungen, Führungen und Konzerte – hier dürfte am Freitagabend das „Fest im Glauben“ in der Kölner Arena ein Höhepunkt sein mit Auftritten der Bläck Fööss und des Klezmer-Klarinettisten Giora Feidman. Aufsehen erregen dürfte auch das Projekt „lux eucharistica“, für das der Dom bis Samstag jeden Abend in atemberaubende Lichtprojektionen getaucht wird.

Bislang haben sich 40 000 Gläubige angemeldet, die Hälfte als Dauerteilnehmer. Da ist im Vergleich zu Katholikentagen noch Luft nach oben. Aber bei dem umtriebigen Kardinal Meisner (79) darf man optimistisch sein, dass die letzte Großveranstaltung vor seinem für Weihnachten erwarteten Rücktritt am Ende kaum schlechter dastehen wird.