An Rhein und Ruhr.. Der neue Präses der Evangelischen Kirche im Rheinland hat beim Kassensturz ein deutlich größeres Loch entdeckt als erwartet. Nun soll die Kirche anstatt 15 Prozent der Kosten bis zum Jahr 2023 35 Prozent ihrer Ausgaben sparen – und das bereits bis 2018.
Die Evangelische Kirche im Rheinland muss ihren Sparkurs drastisch verschärfen. Bis zum Jahr 2018 soll die zweitgrößte deutsche Landeskirche mehr als ein Drittel ihrer Ausgaben (35%) einsparen. Das kündigte der neue Präses Manfred Rekowski am Wochenende in einer Internet-Videobotschaft an. Er nennt den Mitgliederschwund der Kirche als einen der Gründe.
Betriebsbedingte Kündigungen seien nicht ausgeschlossen, schreibt Rekowski in einem Brief an zahlreiche Kirchenvertreter. Damit verschärft die Kirche ihr 2010 beschlossenes Programm, nachdem bis 2023 rund 15 Prozent der Ausgaben gestrichen werden sollten. Details will die Kirche im Herbst auf einer Sondersynode diskutieren und beschließen. „Wir werden uns kleiner setzen müssen“, sagt Rekowski.
Zukunftswerkstatt und Sondersynode
Die Evangelische Kirche im Rheinland so aufstellen, dass sie ihre wesentlichen Aufgaben möglichst unabhängig von tendenziell sinkenden Kirchensteuereinnahmen ausüben kann – diese recht allgemein gehaltene Vision hatte der neue Präses Manfred Rekowski vor vier Wochen bei der jährlichen Sommer-Pressekonferenz seiner Kirche verkündet.
Jetzt ist klar, was er damit konkret meinte: Den rund 2,7 Millionen Protestanten zwischen Emmerich, Essen und Saarbrücken – 30 Prozent weniger als noch 1970 – droht ein Sparkurs, der viel dramatischer werden wird, als der nicht ohne Proteste im Jahr 2010 verabschiedete Plan, bis 2023 die Ausgaben um gut ein Sechstel zu reduzieren.
Nun will Rekowski das Sparziel mehr als verdoppeln und die Zeit bis zum Erreichen dieses Ziels um fünf Jahre vorziehen. Konkret: Möglichst alle der bislang bis 2023 geplanten Sparideen sollen nun bis 2015 umgesetzt werden – wohl um danach bis 2018 dort zu sparen, wo man bislang gehofft hatte, verschont zu bleiben.
Ein Kassensturz habe ergeben, „dass die Situation dramatischer ist, als wie bisher dachten“, teilt Rekowski in seinem Videoblog mit. Seit März ist der Wuppertaler als neu gewählter Präses im Amt. Details zu möglichen konkreten Sparplänen lässt Rekowski sowohl in seinem Video als auch in einem nun im Internet veröffentlichten Brief an Synodale, Mitarbeitervertreter, Superintendenten und andere Vertreter der Kirche offen. Er macht lediglich klar, dass es „keinen Masterplan gibt, den der Präses jetzt aus der Tasche zieht“. Alles solle „in einer großen Transparenz“ diskutiert und entschieden werden.
Konkrete Pläne zur Erreichung der Sparziele dürften demnach Thema der Sondersynode werden, die im Herbst tagen soll. Zudem soll eine „Zukunftswerkstatt“ Ende September, an der die Kirchenleitung und andere führende Vertreter der rheinischen Kirche teilnehmen, erste Ideen für weitere Einsparmöglichkeiten einerseits und die künftige Gestalt der Kirche andererseits liefern. Angesichts des nun ausgerufenen Sparvolumens dürfte indes kaum ein Bereich von Einsparungen ungeschoren bleiben. Die Ansage, dass betriebsbedingte Kündigungen nicht ausgeschlossen sind, dürfte unter den rund 20 000 Beschäftigten der Landeskirche zusätzliche Besorgnis auslösen.
Klar ist indes Rekowskis Ziel. „Wie bauen wir eine Kirche, die nicht von Jahr zu Jahr, von Sparsynode zu Sparsynode taumelt?“ fragt er in der Video-Botschaft. Ein „weiter so“ sei nicht möglich. Ganz im Gegenteil: „Je später wir auf die seit langem bekannten demografischen Veränderungsprozesse reagieren, umso höher müssen unsere Sparmaß-nahmen dann ausfallen“, schreibt der Präses in dem Brief an Kirchenvertreter.