Wiesbaden. Auf deutschen Straßen sind nach dem Tiefstand 2012 erneut weniger Menschen getötet und verletzt worden. 1454 Verkehrsteilnehmer kamen kamen im ersten Halbjahr 2013 ums Leben. Das waren 239 oder 14,1 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum 2012. Fachleute sehen aber keinen Grund zur Entwarnung.
Auf den Straßen in Deutschland sind nach dem Tiefstand 2012 auch im ersten Halbjahr 2013 wieder weniger Menschen gestorben und verletzt worden. 1454 Verkehrsteilnehmer kamen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres bei Unfällen ums Leben. Das waren 239 oder 14,1 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum 2012, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Donnerstag mitteilte. Mit 3600 Verkehrstoten war 2012 der tiefste Stand erreicht worden.
Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) sprach von einem erfreulichen Signal. "Der Verkehr auf unseren Straßen ist sicherer geworden - und trotzdem dürfen wir uns darauf nicht ausruhen." Nötig seien etwa weiterhin Aufklärungskampagnen wie "Runter vom Gas", sagte Ramsauer.
Als Grund für den Rückgang nennen Fachleute ein Bündel von Gründen: Fahrzeugtechnik, Verkehrsinfrastruktur, Fahrverhalten und die Witterung. Rein rechnerisch sterben dennoch jeden Tag etwa acht Menschen im Straßenverkehr. Die Experten warnen daher vor unangemessener Euphorie: "Man sollte nicht vergessen, welche dramatischen Schicksale hinter diesen Zahlen stecken", sagt die Geschäftsführerin des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR), Ute Hammer. Halbjahreszahlen seien wegen der Witterung nur sehr begrenzt aussagefähig, betont Unfallforscher Siegfried Brockmann.
Zahl der Unfälle ging erneut zurück
Rund 167 700 Verkehrsteilnehmer wurden im ersten Halbjahr 2013 verletzt, das waren sogar 8,8 Prozent weniger als von Januar bis Juni des Vorjahres. Die Zahl der Unfälle ging auch erneut zurück, aber nur um 1,5 Prozent. Insgesamt knallte es etwa 1,15 Millionen Mal. Der geringe Rückgang bei den Unfällen zeige, dass es trotz des positiven Trends keine Entwarnung geben dürfe, mahnt die Sprecherin des Verkehrsclub Deutschlands (VCD), Anja Smetanin. Das Sicherheitsgefühl sei regional auch sehr unterschiedlich.
Das Risiko, tödlich zu verunglücken, war laut Statistik in Sachsen-Anhalt und Brandenburg am höchsten und in den Stadtstaaten Hamburg, Berlin und Bremen am niedrigsten. Pro eine Million Einwohner kamen in Deutschland im ersten Halbjahr rein rechnerisch 18 Verkehrsteilnehmer ums Leben. In Sachsen-Anhalt und Brandenburg waren es rund 30, in den Stadtstaaten durchschnittlich etwa 6. Von den Flächenländern schnitt Nordrhein-Westfalen mit 11 am besten ab. Niedersachsen lag bei dem Risiko rein rechnerisch auf dem 13. Platz (22).
Wie im Vorjahr ging auch die Zahl der getöteten Motorradfahrer zurück - zumindest bis Ende Mai, der jedoch sehr nass und kalt war. Bei schönem Wetter sind mehr Motorrad-, Radfahrer und Fußgänger unterwegs und steigt zugleich die Zahl schwerer Unfälle. Im Juni sank zumindest die Zahl der Verkehrstoten insgesamt (um 7,2 Prozent auf 310 gegenüber dem Vorjahresmonat). Es wurden jedoch mehr Menschen verletzt (plus 5,1 Prozent auf 37 633) als im Vorjahresmonat.
Schlechtwetterperiode als wesentliche Ursache für Rückgang der Unfallopfer
Die lange Schlechtwetterperiode ist nach Einschätzung des Auto Clubs Europa (ACE) und des DVR wesentliche Ursache für den Rückgang der Unfallopfer. "Wenn man so will, war der Regen eine Art Schutzschirm gegen den Bikertod", sagt ACE-Sprecher Rainer Hillgärtner. Unfallforscher Brockmann meint dagegen, die Bemühungen um sicherere Straßen für Motorradfahrer und die Gespräche mit ihnen, trügen erste Früchte. Denn das Frühjahr 2012 sei auch sehr nass gewesen. Um noch mehr schwere Unfälle zu verhindern, müssten sich die Anstrengungen auf die Radfahrer und Fußgänger in den Städten konzentrieren, fordert Brockmann.
"Angepasste Geschwindigkeit, kein Alkohol, Angurten, als Radfahrer einen Helm tragen - und Rücksicht nehmen. Wenn jeder für sich und seine Angehörigen immer darauf achten würde, wäre schon viel gewonnen", sagt DVR-Geschäftsführerin Hammer. Der VCD setzt auf Tempolimits: 90 auf der Landstraße und 30 statt 50 als Regelgeschwindigkeit innerorts. ADAC-Sprecherin Katrin Müllenbach-Schlimme appelliert an Eltern, ihre Kinder im Auto richtig anzuschnallen - dann könnten viele schwere Unfälle verhindert werden. (dpa)