Berlin. Der Besuch von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) in der KZ-Gedenkstätte Dachau hat für Konfliktstoff gesorgt. Die Kanzlerin wurde am Dienstagabend in dem ehemaligen Konzentrationslager erwartet - zwischen zwei Wahlkampfauftritten in Erlangen bei Nürnberg und in der Stadt Dachau bei München.
Er ist einer der wenigen noch lebenden Zeitzeugen, die die Gräuel des Holocausts erleiden mussten. Bis heute kämpft Max Mannheimer dafür, dass die Schandtaten der Nazis nicht in Vergessenheit geraten. So hatte der Auschwitz-Überlebende Kanzlerin Angela Merkel (CDU) vor geraumer Zeit zu einem Besuch in das ehemalige Konzentrationslager in Dachau eingeladen. Am Dienstagabend – zwischen zwei Wahlkampfterminen – hat Merkel die Gedenkstätte besichtigt und den heute 93-Jährigen getroffen.
Der Besuch war, allen Zwischentönen zum Trotz, ein historischer Moment
Während des gut einstündigen Besuchs führte Mannheimer Merkel durch Teile der Gedenkstätte wie das ehemalige Häftlingsbad. Dabei sprach die Kanzlerin mit KZ-Überlebenden aus Holland, Frankreich, Tschechien sowie Israel und legte einen Kranz zum Gedenken nieder. Sie reise mit einem „Gefühl der Scham und der Betroffenheit“ nach Dachau, hatte sie im Vorfeld in ihrer wöchentlichen Videobotschaft erklärt. „Denn das, was in den Konzentrationslagern vor sich ging, ist und bleibt unfassbar.“ Sie wisse, „dass das ein nicht einfacher Termin ist“.
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Für Merkel als Kanzlerin war es nicht der erste Besuch in einem ehemaligen Konzentrationslager. 2009 weilte sie zusammen mit US-Präsident Barack Obama in der Gedenkstätte Buchenwald und fand deutliche Worte. „Buchenwald war kein Ort des Lebens, sondern des Todes“, sagte Merkel damals.
Eine „Schule der Gewalt“
Dennoch war der gestrige Besuch in Dachau allen Zwischentönen zum Trotz ein historischer Moment. Noch nie zuvor hat ein amtierender deutscher Regierungschef die Gedenkstätte besichtigt. Helmut Schmidt besuchte seinerzeit Auschwitz, Gerhard Schröder Buchenwald und den Mittelbau-Dora. Willy Brandt (SPD) reiste zwar 1982 nach Dachau, aber nicht als Kanzler. Auch die Bundespräsidenten machten lange Zeit einen Bogen um den Ort mit seiner schrecklichen Vergangenheit. Lediglich Horst Köhler hat bis heute als amtierendes Staatsoberhaupt in Dachau der Opfer gedacht – und zwar zum 65. Jahrestag der KZ-Befreiung im Jahr 2010.
Bereits wenige Wochen nach der Machtergreifung Adolf Hitlers hatten die Nationalsozialisten das KZ nahe München errichtet. Es war nicht nur das erste Konzentrationslager und galt als Prototyp der NS-Vernichtungsmaschinerie. Dachau diente den Nazi-Schergen auch als Ausbildungsstätte – eine „Schule der Gewalt“.
Medizinische Experimente
Zunächst kerkerten Hitlers Handlanger politische Gegner ein, später quälten, folterten und ermordeten sie in Dachau Sinti und Roma, Homosexuelle, Geistliche, Christen, Geistliche sowie Zeugen. Nach der Reichspogromnacht im November 1938 setzten sie tausende Juden den unmenschlichen Haftbedingungen schutzlos aus.
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Ab 1942 wurde auf Befehl von SS-Reichsführer Heinrich Himmler eine Malaria-Versuchsstation errichtet, außerdem wurden Gefangene für bestialische medizinische Experimente missbraucht. Im selben Jahr installierten die Nazis auch eine Gaskammer, die nicht zum Einsatz kam. Dennoch sind in den zwölf Jahren des KZ Dachau mindestens 41.500 Menschen von den Nazis ermordet worden. Insgesamt misshandelten sie mehr als 200.000 Menschen, zum Teil auch in den 140 Außenlagern. Dort mussten Tausende unter härtesten Bedingungen für die Rüstungsproduktion schuften.
Jährlich kommen rund 800.000 Besucher aus aller Welt nach Dachau
Am 29. April 1945 befreiten US-Truppen die rund 32.000 Überlebenden des Lagers. Auf Initiative von Überlebenden entstand 1965 die KZ-Gedenkstätte. Jährlich besuchen rund 800.000 Menschen aus der ganzen Welt diesen Ort.