Jerusalem. Trotz des Siedlungsstreits haben Israelis und Palästinenser die Friedensgespräche am Mittwoch unter höchster Geheimhaltung fortgesetzt. Die erste Gesprächsrunde in der Region seit drei Jahren sei “ernsthaft“ gewesen, berichtete der israelische Rundfunk am Donnerstagmorgen. Der Streit um den Siedlungsausbau ist zwar wieder aufgeflammt, die Verhandlungen sollen aber in Jericho weitergehen.
Die direkten Friedensgespräche zwischen Israelis und Palästinensern gehen ungeachtet des Siedlungsstreits weiter. Beide Seiten führten bei ihrer ersten Gesprächsrunde in der Region seit drei Jahren Verhandlungen bis in die Nacht. Der israelische Rundfunk meldete am Morgen, die fast fünfstündigen Gespräche in Jerusalem seien "ernsthaft" gewesen.
Beide Seiten wollten sich bald wieder treffen, diesmal in Jericho im Westjordanland. Die USA haben den Unterhändlern vollständige Geheimhaltung der Gesprächsinhalte auferlegt, um die Verhandlungen nicht zu gefährden.
Friedensabkommen binnen neun Monaten als Ziel
Die israelische Seite vertraten Zipi Livni und Izchak Molcho, die Palästinenser Saeb Erekat und Mohammed Schtajeh. Ziel der von den USA vermittelten Verhandlungen sind ein Friedensabkommen binnen neun Monaten und ein unabhängiger Palästinenserstaat. Alle Kernprobleme des Nahost-Konflikts sollen auf den Tisch kommen, darunter der künftige Grenzverlauf, das Schicksal der palästinensischen Flüchtlinge, der Status von Jerusalem und Sicherheitsregelungen.
Der Streit um den fortwährenden israelischen Siedlungsausbau überschattet jedoch die Verhandlungen. Daran waren auch die letzten Friedensverhandlungen in der Region vor drei Jahren gescheitert.
Israelische Medien berichteten am Donnerstag, der US-Gesandte Martin Indyk sei während der meisten Zeit des Gesprächs nicht im Raum gewesen. Israelis und Palästinenser hätten es vorgezogen, direkt miteinander zu sprechen. Es sei zunächst um die Richtlinien für die Verhandlungen und die Tagesordnung gegangen, schrieb die Zeitung "Haaretz". Beide Seiten wollten aber auch ihre Standpunkte in einigen der Kernfragen vorstellen.
Streit um Jerusalem
Es wurde erwartet, dass Israelis und Palästinenser sich zunächst auf die Fragen des künftigen Grenzverlaufs und die Sicherheitsregelungen konzentrieren. Die Palästinenser wollen im Westjordanland und Gazastreifen ihren künftigen Staat errichten, mit dem arabischen Ostteil Jerusalems als Hauptstadt. Israel beansprucht jedoch ganz Jerusalem als seine unteilbare Hauptstadt und will die großen Siedlungsblöcke im Westjordanland entlang der Grenze vor dem Sechstagekrieg von 1967 behalten.
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Israel fordert zudem aus Sicherheitsgründen eine militärische Präsenz im Jordantal entlang der Grenze zu Jordanien. Die im Gazastreifen herrschende radikalislamische Hamas lehnt eine Friedensregelung mit Israel ab.
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon wollte am Donnerstag in die Region kommen, um die Friedensgespräche zu unterstützen. Nach Gesprächen mit dem Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas am Abend wollte er am Freitagmorgen mit dem israelischen Staatspräsidenten Schimon Peres zusammenkommen. (dpa)