Hamburg. . SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück glaubt trotz schwacher Umfragewerte an eine Ablösung von Kanzlerin Merkel. Beim offiziellen Wahlkampfauftakt vor der Bundestagswahl am 22. September rief Steinbrück am Donnerstag in Hamburg vor 1000 Besuchern: “Noch 45 Tage und wir sind die los“.

SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück glaubt trotz schwacher Umfragewerte fest an eine Ablösung von Kanzlerin Angela Merkel (CDU). "Noch 45 Tage und wir sind die los", rief Steinbrück am Donnerstag den laut SPD 2500 Besuchern beim Wahlkampfauftakt in Hamburg zu.

Merkel lulle die Bürger nur ein, wegweisende Reformen etwa im Bereich Pflege seien ausgeblieben. "Und diese Energiewende ist die größte Investitionsbremse, die wir im Augenblick in Deutschland haben." Die Bürger müssten dazu beitragen, dass sich dies am 22. September ändere. "Diese Regierung ist Stillstand."

Hamburgs Erster Bürgermeisater Olaf Scholz betonte: "Wir brauchen einen Regierungswechsel und einen neuen Kanzler." Das Wir entscheide, sagte Scholz in Anspielung auf das Wahlkampfmotto. Steinbrück steht nur für eine rot-grüne Regierung zur Verfügung. "Ich möchte Bundeskanzler in einem Land werden, das ich nicht nur verwalten, sondern politisch gestalten will", sagte er.

Steinbrück gibt sich bei Wahlkampfauftakt kämpferisch

Mit Blick auf das Kabinett von Union und FDP meinte der gebürtige Hamburger: "Das ist zerstrittenste, tatenloseste, gesellschaftlich rückständigste, aber sehr maulheldige Bundesregierung mit den schlechtesten Bundesminsterinnen und Bundesministern seit der Wiedervereinigung". Mit Blick auf Begriffe wie Lohnuntergrenze und Lebensleistungsarente fügt er hinzu: "Die haben schöne Flaschen mit schönen Etiketten. Aber diese Flaschen sind leer."

"Mit mir als Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland wird es klare Entscheidungen geben", sagte ein kämpferischer Steinbrück. Er wolle einen gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro und die Eindämmung von Leiharbeit und Werkverträgen.

Wahlkampf mit der SPD

Die SPD setzt auf klare Kante in der heißen Wahlkampfphase. Die Wahlplakate,...
Die SPD setzt auf klare Kante in der heißen Wahlkampfphase. Die Wahlplakate,... © Getty Images
... Kanzlerkandidat Peer Steinbrück und Generalsekretärin Andrea Nahles am Dienstag vorstellten,...
... Kanzlerkandidat Peer Steinbrück und Generalsekretärin Andrea Nahles am Dienstag vorstellten,... © Getty Images
... zeigen mehrfach die Kanzlerin, untermalt von bissigen Kommentaren.
... zeigen mehrfach die Kanzlerin, untermalt von bissigen Kommentaren. © REUTERS
"Privatsphäre - Neuland für Merkel?" steht unter dem Plakat, das die Kanzlerin in ihrer Handtasche kramend zeigt. Damit will die SPD auf den Umgang Merkels mit der NSA-Spähaffäre anspielen. © dpa
Mit weiteren Motiven fährt die SPD Attacken gegen die amtierende schwarz-gelbe Bundesregierung.
Mit weiteren Motiven fährt die SPD Attacken gegen die amtierende schwarz-gelbe Bundesregierung. © AFP
Im Fokus der Kampagne steht aber das
Im Fokus der Kampagne steht aber das "Wir" - normale Bürger... © Getty Images
... werben für Mindestlohn, günstige Mieten...
... werben für Mindestlohn, günstige Mieten... © Getty Images
... und mehr Kita-Plätze.
... und mehr Kita-Plätze. © REUTERS
Neben den Auftritten ihres Spitzenkandidaten will die SPD vor allem mit persönlichen Hausbesuchen punkten. Bis zu den Wahlen...
Neben den Auftritten ihres Spitzenkandidaten will die SPD vor allem mit persönlichen Hausbesuchen punkten. Bis zu den Wahlen... © Getty Images
... sollen in über 250 Wahlkreisen Freiwillige der SPD bei rund fünf Millionen Haushalten klingeln. Gut 450.000 solcher Kontakte haben nach Angaben der SPD bereits stattgefunden.
... sollen in über 250 Wahlkreisen Freiwillige der SPD bei rund fünf Millionen Haushalten klingeln. Gut 450.000 solcher Kontakte haben nach Angaben der SPD bereits stattgefunden. © AFP
"Wir haben extrem positive Rückmeldungen bekommen", sagte Generalsekretärin Andrea Nahles. © REUTERS
"Wir wollen am 22. September einen Regierungswechsel, weil wir Bewegung statt Stillstand wollen", sagte Steinbrück. Bis dahin will er selbst etwa 100 Wahlkampf-Veranstaltungen absolvieren. © AFP
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Der Ex-Finanzminister warf Merkel vor, mit harten Sparauflagen die Balance in Europa aufs Spiel zu setzen. "Wir wollen ein Volk guter Nachbarn sein. Diesen Ruf verspielen wir gerade." Er versprach eine stärkere Regulierung der Banken und Milliardenausgaben für den Bildungsbereich.

Ein Fokus solle zudem auf mehr Steuergerechtigkeit liegen. "Ich habe keine Scheu, als Bundeskanzler die Kavellerie zu satteln, um Steuerbetrug und Steuerhinterziehung zu bekämpfen." Steinbrück rief die Bürger auf, zur Wahl zu gehen. Mit einer hohen Wahlbeteiligung rechnet er sich gute Chancen aus - da dies meist der SPD hilft. "Wir können den Wechsel schaffen mit Rot-Grün und mit mir als Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland", betonte er.

Berliner CDU-Chef warnt seine Partei vor Siegesgewissheit

Anwesend waren auch die sechs weiblichen Mitglieder aus Steinbrücks "Schattenkabinett", die Scholz zu ihren Zielen befragte. Erstmals kam eine neuartige 360-Grad-Rundbühne zum Einsatz, umgeben von Publikum. Diese war von einer zeltartigen Schirmkonstruktion überspannt. Steinbrück soll bis zur Bundestagswahl am 22. September 21 solcher Veranstaltungen absolvieren, Parteichef Sigmar Gabriel ist bei 15 und Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier bei vier Kundgebungen dabei.

Bundestagswahl 2013Der Berliner CDU-Chef Frank Henkel hat seine Partei vor zu großer Siegesgewissheit bei der Bundestagswahl gewarnt. "Wir könnten es uns leicht machen und sagen, wir stehen in Umfragen gut da, und wir können uns freuen, dass SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück keinen Fettnapf auslässt", sagte Henkel am Donnerstag der Nachrichtenagentur dpa in Berlin.

"Aber ich habe immer gesagt, dass wir uns auf einen harten Wahlkampf einstellen müssen und mein Eindruck ist, dass die Partei dies auch tut. Wir werden um jede Stimme kämpfen müssen." Er habe keinen Zweifel daran, dass die SPD auch ein rot-rot-grünes Bündnis eingehen würde, wenn das Ergebnis dafür ausreiche. Dies zeigten Erfahrungen aus der Vergangenheit. (dpa)