Athen. . Mysteriöse Festnahme in Griechenland: Ein 72-jähriger Deutscher soll Militäranlagen fotografiert und die Fotos gegen Geld an türkische Agenten übergeben haben. Die Staatsanwaltschaft prüft nun eine Anklage gegen den Mann aus Bonn.
Die Staatsanwaltschaft der griechischen Ägäisinsel Chios hat am Sonntag gegen einen 72 Jahre alten, aus Bonn stammenden Deutschen Anklage wegen Spionage angekündigt. Der Mann soll Militäranlagen, Häfen, Brücken und andere Anlagen auf der Insel fotografiert und die Fotos an türkische Bürger übergeben haben.
Wie die Nachrichtenagentur dpa aus Kreisen der Staatanwaltschaft erfuhr, hat der er eine dreitägige Frist erhalten, um der Justiz seine Verteidigung zu präsentieren. Danach werde entschieden, ob ihm der Prozess gemacht wird.
Die Polizei hatte am Vortag die Festnahme bekanntgegeben: "Der Festgenommene hat gestanden", sagte Polizeisprecher Loukas Krikos der Nachrichtenagentur dpa. Die deutsche Botschaft in Athen bestätigte die Festnahme vom Freitag, nannte aber keine weiteren Einzelheiten.
Gebürtiger Bonner lebt seit Jahren in Griechenland
Der Rentner lebte nach Polizeiangaben seit vier Jahren auf Chios. Lokale Medien berichteten, vorher habe der Mann in der gegenüber von Chios liegenden türkischen Metropole Izmir gelebt. Er habe nach Darstellung der Polizei gestanden, von seiner türkischen Verbindung für jede Information, die er lieferte, zwischen 500 und 1500 Euro kassiert zu haben.
Bei der Durchsuchung seines Hauses seien Computer, Kameras und USB-Sticks sowie Vidokameras, die in Sonnenbrillen installiert sind, beschlagnahmt worden.
Griechenland und die Türkei streiten sich seit Jahrzehnten über Hoheitsrechte in der Ägäis. Auf den Inseln der Ostägäis ist vielerorts wegen der Nähe zu Militäranlagen das Fotografieren verboten.
Zahlreiche Festnahmen in verschiedenen griechischen Regionen
Zudem herrscht auf Chios seit Tagen Aufregung: Die griechische Küstenwache hatte ein Schlauchboot gestoppt, das zwischen der Insel Chios und der Inselgruppe Inousses nahe der Grenze zur Türkei unterwegs war. Bei der Durchsuchung des Bootes fanden die Beamten laut Küstenwache zwei Panzerfäuste, vier Handgranaten, zwei Pistolen, Munition und Sprengsätze. Die vier Insassen des Bootes, zwei griechische und zwei türkische Staatsbürger, wurden verhaftet.
Weitere sechs Personen wurden in den Tagen danach in Athen und anderen Regionen Griechenlands festgenommen. Sie sollen nach Polizeiangaben Mitglieder der türkischen Untergrundorganisation DHKP-C sein. Der nun festgenommene Deutsche soll nach Polizeiangaben Informationen auch zu diesem Fall in die Türkei übermittelt haben. (dpa)