Kabul. 2012 kamen in Afghanistan erstmals seit Jahren weniger Zivilisten ums Leben. Im ersten Halbjahr 2013 bleiben solche guten Nachrichten aus. Die Zahl der zivilen Opfer ist wieder gewachsen. Nach Angaben der Vereinten Nationen seien fast ein Viertel mehr Zivilisten im Vergleich zum Vorjahr ums Leben gekommen. Die Zahl der toten Kindern sei sogar um 30 Prozent gestiegen.

Die Zahl der getöteten Zivilisten in Afghanistan ist in den ersten sechs Monaten dieses Jahres um fast ein Viertel gestiegen. Einem am Mittwoch vorgestellten Bericht der Vereinten Nationen zufolge lag ihre Zahl bei 1300 und damit 23 Prozent höher als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.

Bei Kindern betrage der Anstieg sogar 30 Prozent, sagte die für Menschenrechte in Afghanistan zuständige UN-Direktorin Georgette Gagnon. Auf die Übergabe der Sicherheitsverantwortung von den internationalen Truppen an die afghanische Armee und Polizei hätten die Aufständischen mit immer mehr Angriffen reagiert.

Die zunehmende Gewalt weckt Zweifel an der Fähigkeit der einheimischen Streitkräfte, die Sicherheit nach dem Abzug der ausländischen Soldaten im kommenden Jahr zu gewährleisten.

Auch regierungstreue Kräfte für den Tod von Zivilisten verantwortlich

Fast drei Viertel der Toten gingen auf das Konto der Aufständischen, sagte Gagnon. Sie rief Gruppen wie die radikal-islamischen Taliban auf, die gezielten Angriffe auf Zivilisten zu unterlassen.

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Ein Sprecher der Islamisten erklärte jedoch in einer E-Mail, jeder, der die Regierung von Präsident Hamid Karsai unterstütze, sei ein legitimes Ziel. "Wer direkt in die Besatzung unseres Landes verwickelt ist und mit wichtigen Einrichtungen des Feindes zusammenarbeitet, ist kein Zivilist", hieß es.

In dem UN-Bericht werden auch die regierungstreuen Kräfte für den Tod von Zivilisten verantwortlich gemacht. In einem besonders schwerwiegenden Fall seien zehn Kinder, die meisten von ihnen Säuglinge, bei einem Luftangriff in der östlichen Provinz Kunar getötet worden. Für den Angriff habe es offenbar "keinen klaren militärisch-taktischen Grund gegeben", hieß es.

Einheimische Armee leidet unter Fahnenflucht

Die Nato-geführten Streitkräfte in Afghanistan waren bei einer Untersuchung zu dem Schluss genommen, dass sie keine Verantwortung für die Toten trügen. Menschenrechtsgruppen und die UN haben dies infrage gestellt.

Nach zwölf Jahren Krieg gegen die Taliban ziehen im kommenden Jahr die meisten ausländischen Soldaten aus Afghanistan ab. Die einheimische Armee leidet unter Fahnenflucht sowie einem chronischen Mangel an logistischer und medizinischer Unterstützung. (rtr/dpa)