Seoul/Pjöngjang. Ein Waffenstillstand kennt eigentlich keine Sieger. Dennoch feiert Nordkorea den 60. Jahrestag des Kriegsendes als Triumph. Soldaten, Panzer und Kampfjets werden aufgeboten, Veteranen marschieren bei den Feierlichkeiten mit. Aber der Ton ist anders als noch vor Monaten.

Nordkorea hat erstmals seit zwei Jahrzehnten am Jahrestag des Waffenstillstands im Korea-Krieg wieder eine große Militärparade abgehalten. Nach den mehrfachen Kriegsdrohungen in den vergangenen Monaten blieben verbale Provokationen zum 60. Jahrestag des Kriegsendes am Samstag aber aus. Bei einer Gedenkzeremonie in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul rief Präsidentin Park Geun Hye den kommunistischen Norden auf, die Atomwaffen zu vernichten und seine Politik grundlegend zu ändern.

In Pjöngjang ließ die nordkoreanische Staatsführung bei einer pompösen Militärparade Tausende von Soldaten marschieren und Panzer sowie Fahrzeuge mit Raketen auffahren. Die vom Staatsfernsehen übertragene Heerschau wurde vom jungen Machthaber Kim Jong Un abgenommen, der von Militärs und Chinas Vizepräsidenten Li Yuanchao umgeben war. Der in einem schwarzen Mao-Anzug gekleidete Kim hielt keine Rede.

Forderung nach permanenter Kriegsbereitschaft Nordkoreas

Die Parade fand auf dem Kim-Il-Sung-Platz statt, der mit Zehntausenden von Menschen, darunter Soldaten und Kriegsveteranen sowie Zivilisten gefüllt war. Über ihren Köpfen flogen Militärhubschrauber und Kampfjets.

In einer Ansprache forderte der Leiter des politischen Büros der Volksarmee, Choe Ryong Hae, Nordkorea müsse jederzeit zum Krieg bereit sein. Zugleich betonte er, ein friedliches Umfeld sei wichtig für den wirtschaftlichen Aufbau.

Paraden dieser Art sind für Nordkorea nicht ungewöhnlich. Es war jedoch nach Berichten südkoreanischer Medien das erste Mal seit 1993, dass Pjöngjang eine Militärparade zum Jahrestag der Unterzeichnung des Waffenstillstandsabkommens abhielt, mit dem der Korea-Krieg (1950-53) beendet wurde. In Nordkorea wird der Jahrestag als "Tag des Sieges" gefeiert, obwohl völkerrechtlich nach wie vor Kriegszustand auf der koreanischen Halbinsel herrscht. Ein Friedensvertrag wurde bis zum heutigen Tag nicht geschlossen.

Offenbar weniger Waffen als im vergangenen Jahr

Neben Kurz- und Mittelstreckenraketen war bei der Militärparade auch ein Flugkörper zu sehen, bei der es sich nach Meinung von Beobachtern um eine Langstreckenrakete des Typs KN-08 gehandelt habe. Nachdem eine Rakete dieses Typs bei einer Parade im April 2012 erstmals gezeigt worden war, kamen Experten damals zu dem Schluss, es sei eine Attrappe gewesen.

Diesmal seien offenbar keine gänzlich neuen Waffen gezeigt worden, berichtete die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap unter Berufung auf Regierungsbeamte in Seoul. Es seien weniger Waffen mobilisiert worden als bei der Heerschau im April 2012.

Südkoreas Präsidentin kündigte an, ihr Land werde zusammen mit der internationalen Gemeinschaft alles unternehmen, um Nordkorea von Provokationen abzuhalten. An der Zeremonie vor der Kriegsgedenkstätte in Seoul nahmen etwa 4000 Menschen teil, darunter auch Kriegsveteranen aus den 21 Ländern, die während des Korea-Kriegs Kampf- und Sanitärverbände zur Unterstützung des überfallenen Südens entsendet hatten. An der Seite Südkoreas kämpften UN-Truppen unter Führung der USA. Nordkorea wurde vor allem von chinesischen Verbänden unterstützt. (dpa)