Düsseldorf. . 3000 Grundschulen in Nordrhein-Westfalen bieten den offenen Ganztag an – mit verschiedenen Kozepten. Mal dient die Zusatzzeit der pädagogischen Bildung mal der reinen Betreuung. Fachleute diskutieren im Landtag über die optimale Lösung.

Der offene Ganztag an 3000 Grundschulen in Nordrhein-Westfalen ist eine Erfolgsgeschichte – am Grad der Flexibilität aber scheiden sich die Geister. Dient der Ganztag vorrangig der pädagogischen Bildung? Oder geht es vor allem um die Betreuung der Kinder zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf? Einig waren sich Fachleute bei einer Anhörung im Landtag zumindest darin, dass flexible Angebote nicht in Beliebigkeit münden dürften.

Die CDU fordert mehr Freiheiten für Eltern, die mit ihren Kindern nachmittags auch mal etwas unternehmen wollten. In einzelnen Kommunen dürften sie aber Kinder, die einmal angemeldet sind, nicht vorzeitig aus der offenen Ganztagsschule abholen. Elternvertreter Eric Meurer-Eichberg aus Köln akzeptierte zwar verbindliche Lern- und Essenszeiten, forderte aber mehr Spielraum, wenn Kinder zum Sportverein oder zur Musikschule wollen. SPD und Grüne sehen dagegen keinen Korrekturbedarf. Zudem sei eine Regelung bis 15 oder 16 Uhr keine „Abendabholung“.

Als Kompromiss schlugen die kommunalen Spitzenverbände vor, einen Tag pro Woche ohne starre Termine zu organisieren. Dieses „Zeitfenster“ könnten Eltern und Vereine gleichermaßen nutzen. Vertreter von Elternschaften halten eine feste Organisation des Ganztags an nicht mehr als zwei bis drei Tagen für sinnvoll.

Assistenten entlasten Lehrer

Rixa Borns von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) setzt als politisches Ziel auf den „gebundenen Ganztag“ an der Grundschule – also verbindliche Betreuung für alle. Gegner von mehr Flexibilität fürchten eine „Drehtürpädagogik“, wenn Eltern ihre Kinder nachmittags zu jeder Zeit abholen könnten.

Nicht nur Grundschulen bewegt darüber hinaus die Frage, wie Lehrer in NRW von bürokratischen und zeitraubenden Pflichten außerhalb des Unterrichts entlastet werden können. Doch der Weg dahin ist umstritten. Bis 2017 will die CDU den Einsatz von „Schulverwaltungsassistenten“, die aus anderen Bereichen der Verwaltung kommen, ausweiten. Statt der heute 347 Assistenten sollen dann 3000 den Schulen das pädagogische „Kerngeschäft“ erleichtern.

Alles eine Kostenfrage

Zunächst müssen Experten organisatorische und finanzielle Fragen beantworten. Die Arbeit der Assistenten, die 2007 mit einem Pilotprojekt an 27 Schulen startete, wird von allen Parteien und Verbänden gestützt. „Letztlich profitieren die einzelnen Schüler davon“, heißt es auch im Schulministerium, das allerdings ein Kostenproblem sieht. Nach rot-grüner Berechnung würde die Umsetzung der Pläne zusätzlich 120 Millionen Euro kosten. „Das ist im Haushalt nicht umsetzbar“, so SPD-Bildungsexpertin Renate Hendricks.

Die CDU dagegen erwartet Mehrkosten in der Endstufe von nicht mehr als 15 Millionen Euro, da die Assistenten von anderen Stellen abgezogen würden, wo sie nicht mehr benötigt würden.

Durchweg positiv bewerten die beteiligten Schulen die Arbeit der Assistenten. Sie bereiten statistische Daten auf, kümmern sich um Lernmittel oder die Schulbibliothek oder helfen bei der Aufstellung von Vertretungsplänen.