Essen. Der Vorschlag der CDU-Politikerin Monika Grütters, die Ferien um ein bis zwei Wochen zu kürzen, stößt in den Schulen des Landes auf wenig Verständnis. Die Unterbrechungen seien nötig, um den wachsenden Druck auf die Schüler ausgleichen zu können. Eine Umverteilung der freien Zeit halten einige Lehrer jedoch für sinnvoll.
In der Debatte um eine mögliche Kürzung der Schulferien haben viele Lehrer in NRW am Montag klar Stellung gegen den Vorschlag der CDU-Abgeordneten Monika Grütters bezogen. Nach Ansicht vieler Lehrer ist die momentane Aufteilung der freien Zeit zwar nicht optimal, kürzere Ferien seien mit Blick auf den wachsenden Schulstress allerdings wenig sinnvoll. Grütters hatte in der vergangenen Woche gefordert, die Schulferien in Deutschland um ein bis zwei Wochen zu kürzen. Es passe nicht zusammen, dass Arbeitnehmer über 30 freie Tage verfügen könnten, während Schüler an 75 Tagen des Jahres nicht zur Schule gehen müssen, so Grütters. Eine Kürzung erleichtere die Planung innerhalb der Familien.
„Von einer Kürzung halte ich gar nichts. Wir sind bei der Zahl der freien Tage nicht einmal im oberen europäischen Bereich“, sagt Walter Jahnke, der stellvertretende Leiter des Theodor-Heuss-Gymnasiums in Essen. Er bezieht sich damit auf Länder wie Frankreich und Italien. Dort haben Kinder an bis zu 100 Tagen im Jahr schulfrei.
„Die Ferien sind eine Unterbrechung des Alltagsbetriebs. Sie sind nötig, um einfach mal die Festplatte leerzumachen und neu zu starten. Gerade angesichts des hohen Drucks in der Schule und wenn ich sehe, wie platt die Kinder vor den Ferien sind, scheint mir eine Auszeit wichtig zu sein“, sagt Detlef von Elsenau, Leiter des Heinrich-Heine-Gymnasiums in Dortmund.
Ferienzeit ist Korrekturzeit
Nicht nur für die Mädchen und Jungen, auch für die Lehrer sind die Ferien wichtig. Allerdings weniger zur Erholung als zum Abarbeiten liegengebliebener Aufgaben. „Je länger man im Schuldienst tätig ist, desto mehr verlagert man Korrekturarbeiten und die Vorbereitung des Unterrichts in die Ferien“, erklärt Peter Moritz von der Gesamtschule Duisburg-Süd. Nur in den Sommerferien sei es daher auch für Lehrer möglich, einmal auszuspannen.
Auch für Petra Vogt, die bildungspolitische Sprecherin der CDU im Landtag, sind die Sommerferien „die einzigen richtigen Ferien im Jahr“. In den anderen Ferien werde „oft Lernstoff nachgearbeitet, oder es müssen Arbeiten korrigiert werden.“
Umverteilung - aber wie?
Statt für Kürzungen sprechen sich viele Lehrer für eine Neuverteilung der freien Tage aus. Über den genauen Zeitplan herrscht indes Uneinigkeit. Einige halten sechs Wochen Ferien im Sommer für zu lang. „So lange braucht niemand, um sich zu erholen. Warum nicht zwei Wochen Herbstferien oder noch eine Woche mehr im Winter“, fragt Walter Jahnke.
Ähnlich sieht es Ulrich Sauter von der Gesamtschule Bochum-Wattenscheid: „Von den Sommerferien könnte man durchaus etwas abknapsen und umverteilen. Wie in Bayern auf Pfingsten. Oder wie in Holland, da gibt es die Tulpenferien.“
Peter Moritz wiederum stören die Herbstferien. „Zu dieser Zeit hat das Schuljahr gerade erst angefangen und schon gibt es wieder eine Unterbrechung. Erst nach den Herbstferien geht es dann richtig los. Früher gab es die Regelung der Ferien im Frühjahr. Das finde ich gut, denn nach den Winterferien gibt es einen langen Zeitraum ohne freie Tage“, berichtet er.