Düsseldorf. . So öko ist die Jugend in NRW: Sie will keine Kohlekraftwerke, keine Fabriken und keine Autobahnen in der Nachbarschaft, Windräder aber schon. Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) präsentierte am Montag die Ergebnisse einer Forsa-Umfrage im Auftrag seines Hauses.
Das Steinkohlekraftwerk Datteln IV ist seit Jahren in der Schwebe, das Pumpspeicherkraftwerk am Rursee soeben gescheitert – aber zumindest die abgefragte öffentliche Meinung zum künftigen Wirtschaftsstandort NRW fällt gar nicht so schlecht aus. 75 Prozent der jungen Leute messen der Industrie eine gleichbleibende oder gar zunehmende Bedeutung bei. Doch während beispielsweise 84 Prozent der 16- bis 22-Jährigen neue Windräder in ihrer Nachbarschaft akzeptieren würden, hätte der Bau eines Kohleblocks mit nur 11 Prozent kaum noch eine Chance.
Die allgemeine ökologische Debatte spiegelt sich auch in den Ergebnissen der Forsa-Umfrage im Auftrag des Wirtschaftsministeriums. Danach gaben jeweils über zwei Drittel der Befragten an, mit dem Bau neuer Bahnstrecken, Stromleitungen oder Logistikzentren vor ihrer Haustür leben zu können. Aber nicht einmal die Hälfte (45 Prozent) will dort eine industrielle Produktionsstätte oder eine neue Autobahn sehen.
Die Chemie-Industrie haben nur wenige auf dem Schirm
Zu den größten Stärken des künftigen Wirtschaftsstandorts zählen 47 Prozent der jungen Generation die Informations- und Kommunikationstechnologien, gefolgt von der Energiewirtschaft (44 Prozent) sowie dem Maschinen- und Anlagenbau (36). Der chemischen Industrie räumen nur 20 Prozent große Bedeutung ein – „unter Wert“, wie NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin (SPD) kommentierte. Kaum besser schnitt die Automobilindustrie mit 28 Prozent ab.
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Forsa-Chef Manfred Güllner stellte die Studie beim Jugendkongress „Unternehmen Zukunft – wie wollen wir wirtschaften“ in Düsseldorf vor. Danach erhöhen ehrlicher Umgang mit den Betroffenen und eine frühzeitige Bürgerbeteiligung die Akzeptanz eines Bauvorhabens – dieser Meinung waren neun von zehn Befragten. Aber auch der Nutzen für das Gemeinwohl, etwa die Aussicht auf neue Arbeitsplätze, lasse die Chancen eines Projekts steigen.
Bauherren genießen wenig Vertrauen – Politiker auch
„Die Leute wollen nicht, dass über ihre Köpfe hinweg entschieden wird“, so Duin. Es sei „alarmierend“, dass nur jeder Dritte der Befragten glaubt, dass ihnen örtliche Politiker oder Bauherren eines Projekts darüber glaubwürdige Informationen liefern. Mehr Ansehen genießen Medien, Bürgerinitiativen, Umweltverbände und Wissenschaftler.
Andererseits ist auch prinzipieller Widerstand vielen jungen Leuten verdächtig. Immerhin 62 Prozent meinen, dass gegen Bauplanungen „immer die gleichen Gruppen protestieren, die aber nicht die Mehrheit der Bürger repräsentieren“.