Berlin. Altkanzler Helmut Schmidt zweifelt an den Wahlkampfqualitäten von Parteigenosse und SPD-Kanzlerkandidat Peer Steinbrück. Er tauge zwar zum Bundeskanzler, aber beherrsche den Wahlkampf nicht. Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel kritisiert Schmidt: Sie wisse nicht “über Finanzen Bescheid“.

Altkanzler Helmut Schmidt hält Peer Steinbrück zwar weiter für den richtigen Kanzlerkandidaten der SPD, zweifelt aber an dessen Wahlkampfqualitäten. Zur These, Steinbrück könne vielleicht Bundeskanzler, aber er könne nur schlecht Wahlkampf, sagte Schmidt dem "Handelsblatt": "Könnte sein".

Zugleich betonte der 94-Jährige: "Peer Steinbrück ist von all den Leuten, die im Augenblick auf den öffentlichen Bühnen stehen, derjenige, der am ehesten einen Überblick über die Finanzprobleme der Europäischen Union hatte und weiterhin hat". Schmidt räumte aber ein, dass die SPD gerade mit Problemen zu kämpfen habe. "Sie tut sich schwer. Offenbar", sagte Schmidt.

"Das ist eine, die über Finanzen nicht Bescheid weiß"

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) kritisierte Helmut Schmidt in dem Interview. Der Altkanzler warf ihr fehlendes Finanzwissen zur Lösung der europäischen Schulden- und Wirtschaftskrise vor. "Das ist eine, die über Finanzen nicht Bescheid weiß, aber über sie verfügt", sagte Schmidt dem "Handelsblatt".

Er verwies auf den enormen Zahlungsbilanzüberschuss, den Deutschland in jedem Jahr aufgrund seiner hohen Exporttätigkeit ausweist.

"Ich bin der Meinung, wir müssen den Zahlungsbilanzüberschuss abbauen", so Schmidt. Dies solle durch die Anhebung der Löhne und Gehälter geschehen. Denn die Löhne und Gehälter seien in den vergangenen Jahren in Deutschland nicht in dem Maße gewachsen, indem es angemessen gewesen wäre. (dpa)