Washington. Nachdem die Zahl der sexuellen Übergriffe in der US-Armee im vergangenen Jahr deutlich angestiegen war, fordert Präsident Barack Obama eine härtere Bestrafung dieser Vergehen. Die Übergriffe seien eine Gefahr für die nationale Sicherheit. Mehrere Skandale hatten Obamas Ansehen zuletzt beschädigt.

Nach einer Reihe von Sexskandalen im Militär hat US-Präsident Barack Obama ein hartes Vorgehen gegen sexuelle Übergriffe in den Streitkräften angekündigt. Das Vertrauen zwischen den Angehörigen der Streitkräfte sei deren größte Stärke, doch sexuelle Übergriffe würden dieses Vertrauen untergraben, sagte Obama am Donnerstag nach einem Treffen mit Militärvertretern im Weißen Haus.

"Daher sind sie nicht nur ein Verbrechen, sind nicht nur beschämend und skandalös, sondern sie machen unsere Armee weniger effizient. Kurzum, sie sind gefährlich für unsere nationale Sicherheit."

Die Zahl sexueller Übergriffe wie Vergewaltigungen und Belästigungen ist im vorigen Jahr um 37 Prozent auf über 26.000 Fälle gestiegen. Diese Zahlen trugen wie andere Affären zum Ansehensverlust Obamas bei.

Mit Prävention beauftragte Soldaten beschuldigt

Obama forderte, alle Ideen zur Lösung des Problems zu prüfen. Sein Verteidigungsminister Chuck Hagel werde dazu wöchentliche Sitzungen organisieren. "Es gibt keine Patentlösung, es wird anhaltender Bemühungen über lange Zeit bedürfen", warnte Obama. "Wir werden erst Ruhe geben, wenn diese Geißel in den größten Streitkräften der Welt eliminiert ist." In einem ersten Schritt sollen künftig Staatsanwälte und nicht mehr die Kommandeure darüber entscheiden, ob solche Fälle der Justiz übergeben werden.

Generalstabschef Martin Dempsey warnte, die Armee verliere das Vertrauen von Soldatinnen, wenn sie nicht entschlossen gegen sexuelle Übergriffe vorgehe. "Das ist eine Krise." Das Fass zum Überlaufen brachten Vorwürfe gegen mehrere Soldaten, die von Amts wegen derartige Übergriffe verhindern sollten.

Untergebene wurde zur Prostitution gezwungen

Erst am Dienstag hatte die Armee mitgeteilt, ein Verfahren gegen einen Unteroffizier eröffnet zu haben, der mit der Prävention sexuellen Missbrauchs beauftragt war, aber nun selbst verdächtigt wird, eine Untergebene zur Prostitution gezwungen zu haben. Vorige Woche war bereits ein Offizier der Luftwaffe, der ebenfalls die Verhinderung sexuellen Missbrauchs zu Aufgabe hatte, betrunken festgenommen worden, nachdem er eine Frau auf einem Parkplatz sexuell belästigt hatte.

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In den US-Streitkräften dienen derzeit 205.000 Frauen. Sie machen nahezu 15 Prozent des Personals aus. Einschließlich Reservisten und Nationalgarde verfügen die USA sogar über 360.000 Soldatinnen. (AFP/Reuters)