Berlin. . Angela Merkel hat das Schweigen über den Kommunismus-Verdacht gegen sie sie nun gebrochen. Bei einer DDR-Filmvorführung in Berlin und auf die typische, vieldeutige Weise. Kommt da auf die CDU eine Diskussion zu?
Alle schwiegen. Und Dagmar Schipanski hat es wohl nicht ertragen können. Wenige Minuten bevor die Sitzung des CDU-Vorstands zu Ende ging, schwang sich die Thüringerin am Montag zu einer Verteidigung von Angela Merkel auf.
Schipanski wandte sich gegen jeden Versuch, die heutige CDU-Chefin und Kanzlerin auch nur in die Nähe des SED-Systems der DDR zu bringen. Für einen Moment wurde da das Unbehagen über ein Buch spürbar, das ab Dienstag im Handel ist und sich mit Merkels ersten 35 Jahren befasst, mit ihrem Leben in der DDR.
Falls die CDU darüber spricht, tut sie es verdeckt
Darin stellen die Autoren Ralf Georg Reuth und Günther Lachmann die Kanzlerin als Reformkommunistin dar. Wenn eine Debatte darüber in der CDU überhaupt geführt wird, dann allenfalls verdeckt. Sie käme aus vielen Gründen ungelegen: Weil Wahlkampf ist; weil sie eine überwunden geglaubte Kluft zwischen Partei und Merkel aufreißen könnte; und weil Wessis und jüngere Leute, die selbst die DDR nicht mehr erlebt haben, unfaire Schlüsse ziehen könnten, wie Schipanski mutmaßt.
Schipanski erinnerte daran, warum sie sich wie Merkel für ein Physikstudium entschieden hat – möglichst politikfern sollte es sein – , und wie sie Verlockungen einer Mitgliedschaft in der SED widerstand.
Merkel – zuständig für Propaganda und Agitation?
Bekannt war bisher, dass Merkel bei der Freien Deutschen Jugend (FDJ) war. Zuständig für Kultur, sagt sie. Tenor: angepasst, eher unpolitisch. Die Buchautoren wollen ihr jedoch nachweisen, dass sie für Propaganda und Agitation zuständig war. Gänzlich unbekannt war bislang, dass Merkel in der Leitung der Betriebsgewerkschaft im Akademie-Institut aktiv war.
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Ihr selbst ist es wichtig, dass sie nie irgendetwas verheimlicht habe. Sie habe allerdings manche Dinge nicht erzählt, weil sie auch nie jemand danach gefragt habe, gestand Merkel jetzt auf einer Veranstaltung der Filmakademie.
Als die Buchautoren um ein Interview baten, hatte Merkel keine Zeit für ihre Fragen. Mit den Ergebnissen ihrer Recherchen konfrontiert, sagt Merkel, sie könne sich nur auf ihre Erinnerung stützen. Wenn sich nun etwas anderes ergebe, könne sie damit auch leben.
Was immer das auch heißen mag.