Istanbul. Mehrere Explosionen haben eine türkische Stadt nahe der syrischen Grenze erschüttert. Mindestens 40 Menschen wurden in den Tod gerissen. In der Region suchen zahlreiche Flüchtlinge aus Syrien Schutz. Nach ersten Ermittlungen waren zwei Autobomben explodiert.

Nach der Explosion von zwei Autobomben im Grenzgebiet der Türkei zu Syrien ist die Zahl der Getöteten auf mindestens 40 Menschen gestiegen. Zudem gebe es mindestens 100 Verletzte, sagte der türkische Innenminister Muammer Güler am Samstag dem türkischen Nachrichtensender NTV. Die Zahl der Todesopfer könne noch steigen, da viele Menschen schwere Verletzungen erlitten hätten, sagte Ministerpräsident Tayyip Erdogan im Fernsehen. Auch Häuser wurden schwer beschädigt, darunter ein Verwaltungsgebäude. Nach Angaben syrischer Aktivisten waren unter den Verletzten auch einige Syrer.

Reyhanli ist liegt in der Nähe des Grenzübergangs Cilvegözü, über den viele Flüchtlinge aus Syrien in die Türkei kommen. Dort hatte es im Februar den bislang schwersten Zwischenfall an der türkischen Grenze seit dem Beginn des Aufstandes in Syrien im März 2011 gegeben. Damals waren bei der Explosion einer Autobombe zwölf Menschen getötet und rund 30 verletzt worden.

In der Türkei waren in den vergangenen Monaten immer wieder Granaten aus Syrien eingeschlagen. Die türkische Armee reagierte mehrfach mit Artilleriefeuer. Jüngst hat Ankara den Kurs gegen die Regierung von Baschar al-Assad noch einmal verschärft. Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan sagte in einem Interview mit dem US-Sender NBC, die von den USA gezogene rote Linie zum Einsatz von Chemiewaffen sei von Syriens Regime längst überschritten und forderte Washington zum Handeln auf.

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USA setzen weiterhin auf diplomatische Lösung

US-Außenminister John Kerry setzt allerdings trotz "starker Beweise" für einen Chemiewaffeneinsatz syrischer Regierungstruppen gegen die Aufständischen auf eine diplomatische Lösung. Wenn sich alle Seiten verantwortungsbewusst und verständigungsbereit zeigten, sei eine friedliche Beendigung des blutigen Bürgerkriegs möglich, sagte Kerry am Freitag (Ortszeit) in einem vom Internetkonzern Google, dem Sender NBC und dem US-Außenministerium veranstalteten Online-Chat.

"Ich habe keinen Zweifel daran, dass das Assad-Regime in diesem Kampf die fürchterliche Wahl getroffen hat und bereit war, 70 000 bis 100.000 seiner eigenen Landsleute zu töten", erklärte der Minister. Das Assad-Regime habe "Giftgas eingesetzt, wofür es, wie wir glauben, starke Beweise gibt". Es habe Menschen mit Scud-Raketen und Artillerie getötet. "Doch wenn der politische Wille stark ist und geteilt wird und die Menschen zu einem vernünftigen Kompromiss bereit sind, gibt es einen Weg für eine friedliche Lösung in Syrien", sagte Kerry.

Russland und die USA hatten sich Anfang der Woche auf die Einberufung einer internationalen Konferenz zur Beendigung des blutigen Bürgerkriegs in Syrien verständigt. Zu der Konferenz in Genf sollen alle an dem Konflikt beteiligten Gruppen aus Syrien kommen. Der Aufstand gegen Assad in Syrien hat nach UN-Schätzungen inzwischen mehr als 70.000 Menschen das Leben gekostet. (dpa/rtr)