Damaskus. . Die syrische Armee und regimetreue Milizen haben nach Angaben von Aktivisten bei der Erstürmung eines Vorortes der Hauptstadt Damaskus mindestens 85 Menschen getötet. Unter den Toten befänden sich auch Frauen und Kinder. Unterdessen wollen die EU-Staaten Sanktionen gegen Syrien lockern.
In der Nähe der syrischen Hauptstadt Damaskus haben die Truppen von Staatschef Baschar al-Assad nach Angaben oppositionsnaher Aktivisten dutzende Menschen getötet. Einige der Leichen, die nach dem Sturm auf die Stadt Dschdaidet al-Fadl gefunden worden seien, hätten schwere Verstümmelungen aufgewiesen, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Sonntag mit. Innerhalb der vergangenen fünf Tage seien mindestens 80 Menschen in der Stadt durch Bomben, Kämpfe und Massenhinrichtungen getötet worden, darunter zahlreiche Rebellen. Die Regierungstruppen hätten die vollständige Kontrolle über die Stadt erlangt.
Vermutlich sei die Zahl der Opfer noch höher, aber die genaue Zahl sei schwer zu ermitteln, sagte der Vorsitzende der Beobachtungsstelle, Rami Abdel Rahman, der Nachrichtenagentur AFP. "Wir fordern das Internationale Komitee vom Roten Kreuz auf, eine Delegation nach Dschaidet al-Fadl zu entsenden, um (die Vorfälle) zu untersuchen". Die Beobachtungsstelle veröffentlichte Videoaufnahmen aus der Stadt, auf denen blutüberströmte Leichen zu sehen sind, die auf dem Boden liegen. Einige der Toten haben verstümmelte Gesichter. Dschdaidet al-Fadl liegt südwestlich von Damaskus in einer Gegend, in der Menschen unterschiedlicher Glaubensrichtungen leben. Eine Aktivistin in der Stadt berichtete im Internet, die Kommunikationsverbindungen sowie die Wasser- und Stromversorgung seien unterbrochen.
Chef der syrischen Opposition kündigt Rücktritt aus Protest an
Der Chef der syrischen Opposition, Ahmed Moas al-Chatib, erneuerte wegen der "Untätigkeit" der internationalen Staatengemeinschaft im Syrien-Konflikt seine Rücktrittsankündigung. Ein Mitglied der oppositionellen Syrischen Nationalen Koalition (SNC) sagte, der Rücktritt al-Chatibs sei nun endgültig. Darüber habe der Vorsitzende die Opposition am Samstag in Istanbul informiert. Al-Chatib, der dem Ausland immer wieder Untätigkeit im Hinblick auf die Gewalt in Syrien vorgeworfen hatte, schrieb am Sonntag auf seiner Facebook-Seite, er habe "den Käfig der Enttäuschung" verlassen, in dem er "gefangen war". In Istanbul hatte sich am Samstag die Gruppe der Freunde Syriens getroffen. Die Opposition hatte erneut vergeblich für ein militärisches Eingreifen des Auslands geworben.
Eine vorherige Rücktrittsankündigung al-Chatibs hatte der Dachverband der syrischen Opposition im März zunächst nicht annehmen wollen. Nun haben die Assad-Gegner nach Angaben aus Oppositionskreisen begonnen, einen neuen Vorsitzenden zu suchen, der bei einem Treffen am 10. und 11. Mai gewählt werden soll.
EU will Sanktionen gegen Syrien lockern
Die Außenminister der 27 EU-Staaten wollen heute in Luxemburg die Sanktionen gegen Syrien lockern.
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An den Maßnahmen gegen das Regime von Präsident Baschar al-Assad ändert sich dadurch nichts. Das EU-Ölembargo wird aber künftig nicht mehr für die Rebellenkoalition gelten.
Im Herrschaftsbereich der Opposition werden auch Investitionen in die Ölförderung sowie die Lieferung von Geräten und Technologie erlaubt. Damit soll verhindert werden, dass die Zivilbevölkerung unter einem gegen Assad gerichteten EU-Ölembargo leidet. Im Streit um mögliche Waffenlieferungen an die Aufständischen ist noch keine Einigung in Sicht. Frankreich und Großbritannien sind dafür, die anderen EU-Regierungen sind dagegen. (afp/dpa/rtr)