„Meine Lieben in Homs, Ihr sollt wissen, dass es Edouard und mir nach der Reise durch Türkei, Balkan und endlich Deutschland, fünf Tage und Nächte, gut geht. Von Essen sind wir zu Hermann Kuklas Haus nach Gladbeck mit dem Taxi gefahren. Frau Röther, Mutter des Hauses, hat uns erstaunt aufgenommen. Sie gab uns zu essen und einen Schlafplatz, denn wir waren müde wie Straßenhunde. Hermann und Paula sind noch in Osterferien verreist. Viele beste Wünsche von uns beiden.“


So teilte Abdoul Christoffo Khazneh vor 50 Jahren seinen Angehörigen in Homs seine Ankunft mit seinem Freund Edouard Habib in Gladbeck mit. Zwei Jahre zuvor, 1961, bereiste das Lehrerehepaar Kukla in den Sommerferien das Heilige Land. In Homs, Syrien, angekommen, parkten sie vor einer kleinen Metallfabrik, um eine Wallfahrtskirche zu besichtigen. Im Nu bewunderte eine Schar Kinder das fremde Auto, einen Mercedes. Der Boss der Metallfabrik, ein Khazneh, erschien, befragte sie nach ihrem Begehren, und so begann die Bekanntschaft mit Abdoul Christoffo Khazneh und Edouard Habib.

Die 1963 herrschende Wohnungsnot erbrachte den beiden Syrern für die erste Zeit nur eine Mansarde. Besonders schwierig waren für Paula Kukla die Arbeitssuche und Formalitäten bei der Behörde, da eine Verständigung nur über ein arabisch gefärbtes Französisch möglich war und die beiden die ersten Gastarbeiter in Gladbeck waren.

Aber glücklich waren Abdoul und Edouard, dass sie schon vier Tage nach ihrer Ankunft bei der Installationsfirma Heinrichs ihr Können und Flexibilität in der ihnen noch unbekannten Arbeitswelt zeigen konnten. Mit besten Zeugnissen ihrer Arbeitgeber wechselten sie zur Firma Waga, dann zu Schulte-Zurhausen bis zum Rentenalter von 65 Jahren.

Bereits 1967 hatten beide eigene Wohnungen, so dass Abdoul seine Frau Mariam mit Sohn Marwan nachziehen ließ und Edouard nach einem Kurzurlaub in Syrien mit Braut zurück nach Gladbeck kam.

Mariam Khazneh arbeitete in Homs als Grundschullehrerin, konnte den Beruf in Gladbeck aber nicht ausüben. Ihre Kontakt- und Integrationsbereitschaft brachten beiden Familien viele Freunde ein, speziell de Khaznehs durch ihre bereits 34-jährige Mitgliedschaft im Kolpingsverein. 1982 wurden die Khaznehs und die Habibs deutsche Staatsbürger. „Ein unschätzbarer Meilenstein in unserem Leben“, beteuern beide Familien, die inzwischen 22 Häupter zählen, einschließlich zwei deutscher Schwiegersöhne.