Berlin. . Nicht nur an den Hochschulen wird es eng. Bundesweit fehlen 70.000 Unterkünfte für Studierende. Im Ruhrgebiet ist die Lage wegen der guten Verkehrsanbindungen und des preiswerten Wohnraums noch vergleichsweise entspannt. Doch auch hier fehlen Tausende Wohnheimplätze, klagen die Studentenwerke.

Für so manchen Studenten in Düsseldorf führt der Weg zum Examen, zum Diplom, zur Promotion durch den Keller. Kahle Wände und das Rauschen der Abflussrohre machen das aus, was sie zum Studienbeginn ihr Zuhause nennen müssen.

Bezahlbarer Wohnraum ist in Düsseldorf ausreichend vorhanden für Ärzte, Physiker, Lehrer, aber kaum für die, die es mal werden wollen. Deswegen werden regelmäßig einige Erstsemester der Düsseldorfer Hochschulen zu „Kellerkindern“. So werden sie genannt, weil sie ihr Studium von einer Notunterkunft aus starten müssen, die nicht mehr ist als das unterste Geschoss eines Studentenwohnheims.

In Uni-Städten wird es eng

Mangel an bezahlbarem Wohnraum – das ist beileibe kein exklusives Problem der Studenten in Düsseldorf. Rund 70 000 zusätzliche Unterkünfte für Studierende werden bundesweit benötigt, davon gut ein Drittel in Wohnheimen. So beziffert es der Bundesverband der Deutschen Studentenwerke (DSW). In Nordrhein-Westfalen hätte man gerne 2500 zusätzliche Wohnheimplätze, sagt Helga Fels von der Arbeitsgemeinschaft der Studentenwerke in NRW.

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Im Ruhrgebiet sei die Lage noch „entspannt“. Dort profitierten viele Studenten von den guten Verkehrsanbindungen, müssten nicht zwangsweise hochschulnah wohnen. In Köln, Aachen und Münster hingegen könne es schon „sehr eng“ werden. Auch Düsseldorf und Siegen haben darunter zu leiden.

Thema im Bundestag

Ein Problem, das an diesem Donnerstag erstmals auch Thema im Bundestag ist. Die Linken beantragen, das Mietrecht zugunsten der Studenten zu ändern, das Bafög anzuheben und 25 000 neue Wohnheimplätze mit Hilfe von Bundesgeldern zu schaffen. Dass von dieser Debatte bereits die Erstsemester im Oktober dieses Jahres profitieren, also auch der doppelte Abi-Jahrgang an Rhein und Ruhr, ist allerdings nicht zu erwarten.

Die jüngste, rege Diskussion um eine Bafög-Reform auf Bundesebene ist gerade erst ohne Effekt verstummt. Ferner sieht Bundesbauminister Ramsauer (CSU) die Spielräume des Bundes als „sehr begrenzt“ an, wie er unlängst in einem Interview mit dem DSW sagte. Sozialer Wohnungsbau sei Ländersache.

Grüne fordern Aktionsplan

Unverständnis erntet er dafür beim Generalsekretär des DSW. „Für mich ist es völlig unverständlich, dass der Bund beim Hochschulpakt die Schaffung von Studienplätzen fördert, nicht aber die soziale Infrastruktur“, sagt Achim Meyer auf der Heyde. Der Essener Bundestagsabgeordnete Kai Gehring (Grüne) ist ähnlicher Meinung: „Wir brauchen ergänzend zum Hochschulpakt einen bundesweiten Aktionsplan.“ Länder und Kommunen gingen vielerorts mit gutem Beispiel voran, so Gehring.

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NRW-Hochschulministerin Svenja Schulze (SPD) sagte in einem Interview mit der Westdeutschen Zeitung, es sei mancherorts auch Fantasie gefragt. Beispiele dafür sind Münster, wo das Studentenwerk Studierende schon mal in Hotels unterbrachte. Oder eben Düsseldorf, wo der Asta der Fachhochschule das „Projekt Kellerkinder“ ins Leben rief.

Förderprogramm in NRW

Das Land NRW hat erst Ende des vergangenen Jahres ein neues Förderprogramm aufgelegt, das Bauträgern vergünstigte Kredite ermöglicht, sofern sie Wohnraum für Studierende anbieten. Volumen: 50 Millionen Euro. Damit sollen rund 750 neue Wohnheimplätze pro Jahr entstehen. Das sei „ein erster Schritt“, sagt Achim Meyer von der Heyde vom DSW. Vorbildlicher noch sei aber das Beispiel Hessen, wo das Land 1000 neue Wohnheimplätze bezuschussen will.

In NRW, meint Helga Fels trotz alledem, sei man „relativ gut aufgestellt“ – auch angesichts des doppelten Abitur-Jahrgangs. Wie sehr das neue Förderprogramm des Landes greift und wie groß die Belastung nach dem Abschluss des ersten G8-Jahrgangs ist, müsse man noch abwarten. „Ich denke aber, dass niemand Angst haben muss vor dem großen Chaos.“