Rom. . Franziskus baut Leitung der katholischen Kirche mit wenigen Worten in revolutionärer Weise um. Erstmals in der Kirchengeschichte beauftragt er einen Rat von acht Kardinälen mit der Reform der Kurie. Die Mitglieder stammen aus allen großen Diözesen der Welt und sollen die Stimmen der Weltkirch stärker einfließen lassen.
Am Samstagmorgen, bei der Messe im vatikanischen Gästehaus, hatte er über die „revolutionären Beschlüsse“ gepredigt, mit denen die Apostel einstmals auf die Verwaltungsprobleme der Urkirche reagiert hätten; er hatte gesagt: „Wenn’s Schwierigkeiten gibt, muss man darüber reden und Entscheidungen treffen. Man muss wie ein Fußballtorwart den Ball fangen, egal aus welcher Richtung er kommt.“ Am Mittag ließ Papst Franziskus seinen eigenen revolutionären Entschluss zur Reform der Kirchenleitung verkünden.
Papst im Juni in Deutschland?
Franziskus also, so der Vatikan, hat einen Rat von acht Kardinälen an seine Seite geholt, „die ihn bei der Leitung der universalen Kirche beraten und ein Projekt zur Revision der aktuellen Kurienverfassung studieren sollen.“
Dieser Kreis besteht aus Bischöfen großer Diözesen auf allen Kontinenten: dabei sind der Münchner Erzbischof Reinhard Marx, George Pell aus Sydney (Australien, Sean O’Malley aus Boston (USA), Laurent Monsengwo Pasinya aus Kinshasa (Afrika), Oswald Gracias aus Bombay (Indien),Francisco Javier Errázuriz Ossa, der frühere Erzbischof von Santiago de Chile und – als einziger Römer – Giuseppe Bertello, der „Ministerpräsident“ des Vatikanstaats. Die Koordinierung übernimmt der Kardinal Oscar Andrés Rodríguez Maradiaga (Honduras).
Neu in der Kirchengeschichte
Das universelle Beratergremium ist neuartig in der Kirchengeschichte. Es trägt den Wünschen vieler Bischöfe und Kardinäle Rechnung, wonach die Stimmen aus der Weltkirche stärker gehört werden sollen. Anders als bisher erwartet, beauftragt Franziskus mit der überfälligen Kurienreform nicht irgendeinen „starken“ Kardinalsstaatssekretär, sondern ein Expertengremium von außen. Damit sichert er die Unabhängigkeit von allzu eingefahrenen Apparaten und reagiert zudem auf die Unzufriedenheit in der Weltkirche mit der obersten Kirchenbürokratie, mit deren als ineffizient, obrigkeitsstaatlich und bevormundend empfundenen Strukturen.
Franziskus, der noch im vatikanischen Gästehaus wohnt, weil er sich nicht „von den Leute isolieren“ möchte, bekräftigt mit seinem Entschluss auch seinen Wunsch nach Teamarbeit. Der neue Rat wird am 1. Oktober erstmals zusammentreten.
Besuch in Deutschland?
Zuvor hofft die katholische Kirche in Deutschland auf einen Besuch von Papst Franziskus Anfang Juni. Kardinal Meisner und der Vorsitzende der Bischofskonferenz, Erzbischof Zollitsch, haben den Papst zum Abschlussgottesdienst des Nationalen Eucharistischen Kongress Anfang Juni eingeladen.