Mexiko-Stadt. Nach seiner Wahl kommt ein wenig rühmliches Kapital aus dem Leben des neuen Papstes wieder ans Licht. Bergoglio soll in der Zeit der argentinischen Diktatur zumindest zeitweise mit den Gewaltherrschern kooperiert haben. Ihm wird Komplizenschaft bei der Verhaftung kritischer Jesuiten vorgeworfen.

„Dios mio“. Mein Gott! So überschrieb die linke Tageszeitung „Pagina 12“ die Wahl von Erzbischof Jorge Bergoglio zu Papst Franziskus. In den zwei Worten kam mehr Erschrecken als Bewunderung zum Ausdruck. Denn unter anderem die Zeitung ist es, die Bergoglio seit Jahren vorwirft, in der argentinischen Diktatur (1976 bis 1983) mit den Gewaltherrschern zumindest zeitweise gemeinsame Sache gemacht zu haben.

„Página 12“ hatte 2010 Aussagen von fünf Kirchenvertretern veröffentlicht, die dem damaligen Erzbischof zumindest Komplizenschaft beim Verschwindenlassen von linken Jesuiten vorwarfen.

Im Kern geht es bei den Vorwürfen um zwei Fälle von Diktatur-Opfern: Kurz nach der Machtübernahme der Militärs verschwanden im Mai 1976 die beiden Jesuitenpater Orlando Yorio und Francisco Jalics.

Sie wurden bei einer Razzia in dem Armenviertel Bajo Flores in Buenos Aires von Militärs entführt, gefoltert und für mehrere Monate inhaftiert. Kurz zuvor hatte sie Bergoglio, der damals Jesuiten-Provinzial war, ausgeschlossen. Angeblich wegen theologischer Differenzen.

Es gibt keine Beweise

Nach dem Ende der Diktatur warfen Yorio und Jalics Bergoglio vor, sie durch den Ausschluss aus dem Regime ausgeliefert zu haben. Yorio ist mittlerweile verstorben, Jalics soll in Deutschland leben. Jalics beschuldigt den neuen Papst in einem Buch von 1995 sogar, ihn und Yorio durch Falschaussagen bewusst an die Militärs ausgeliefert zu haben.

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Bergoglio, der sonst gemäßigt auftritt, wies damals die Vorwürfe vehement zurück und behauptete, die Regierung stecke hinter den Anschuldigungen. Tatsächlich gibt es keine gerichtsfesten Beweise gegen Bergoglio.

Zumindest, beklagen Menschenrechtsvertreter, habe Bergoglio damals über Verbrechen geschwiegen und jesuitische Mitbrüder nicht ausreichend gegen die Schergen des Regimes geschützt.