Militär setzt Gummi-Geschosse gegen Guantanamo-Häftlinge ein
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Washington. Militäreinsatz in Guantanamo: Wärter in dem Gefangenenlager haben gegen hungerstreikende Insassen zu Waffen gegriffen. Ein Zellenblock wurde geräumt, die Insassen in Einzelzellen verlegt. Auslöser für den Einsatz war offenbar, dass die Gefangenen Überwachungskameras verhüllt hatten.
Im Terror-Gefangenenlager auf dem amerikanischen Militärstützpunkt Guatanamo Bay auf Kuba haben Wärter zum ersten Mal Waffengewalt angewendet, um einen seit Februar andauernden Hungerstreik zu beenden. Wie Militärsprecher Robert Durand erklärte, wurde am Samstag der von cirka 100 Gefangenen bewohnte Gemeinschaftszellenblock während einer Razzia geräumt.
Weil einzelne Gefangene „improvisierte Waffen“ getragen hätten, kamen Gummi-Geschosse zum Einsatz. Laut Durand trugen einige Inhaftierte leichte Verletzungen davon.
43 Guantanamo-Gefangene sind im Hungerstreik
Die Stürmung der Zellen in Camp 6, in denen die teilweise seit mehr als zehn Jahren ohne Prozess festgehaltenen Männer gemeinsam essen und beten können, wurde laut US-Militär angeordnet, nachdem Häftlinge Überwachungskameras und Fenster verhüllt hatten, um sich der Beobachtung durch das Wachpersonal zu entziehen.
Inside Guantanamo
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Nach der Stürmung der Gemeinschaftszellen, die vor Jahren nach internationalem Protest gegen die Haftbedingungen eingerichtet wurden, wurden alle Gefangenen in Einzelzellen gebracht. Derzeit sind nach US-Angaben 43 Gefangene im Hungerstreik, elf werden per Sonde zwangsernährt.
Obama kündigte Lagerschließung schon 2008 an
Nach Recherchen der Guantanamo-Spezialistin Carol Rosenberg von der Zeitung „Miami Herald“ liegt die Zahl der Hungerstreikenden noch höher. Anwälte der Betroffenen behaupten, Wachleute hätten die Koranexemplare ihrer Mandanten entweiht. Das Militär dementiert. Anwälte nannten wachsende Frustration und das ungewisse Schicksal der Gefangenen als den wahren Grund für die verweigerte Nahrungsaufnahme.
Gegen über die Hälfte der insgesamt 166 Inhaftierten bringen US-Stellen keine Vorwürfe mehr vor. Sie könnten ad hoc das Gefängnis verlassen, wenn sie ein Aufnahmeland fänden. Doch Länder wie Jemen oder Pakistan weigern sich.
Präsident Obama hatte 2008 die Schließung des Gefangenenlagers auf dem Marine-Stützpunkt Guantanamo angekündigt. Der Kongress hat dies bisher verhindert. Experten gehen davon aus, dass etliche Häftlinge in Guantanamo bis zu ihrem Lebensende bleiben werden.
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