Washington. In dem US-Gefangenenlager auf Kuba sollen sich 33 von 166 Inhaftierten dem Hungerstreik angeschlossen haben. Journalisten werden nicht zu Gefangenen gelassen, um die Angaben zu bestätigen. Der Druck auf US-Präsident Obama wächst.
Im Gefangenenlager Guantanamo auf Kuba, wo die USA seit über zehn Jahren muslimische Terrorverdächtige ohne Prozess festhalten, weitet sich ein Hungerstreik aus. Bis zum Wochenende haben sich nach Angaben von Gefängnissprecher Robert Durand 33 von 166 Inhaftierten dem Hungerstreik angeschlossen, der Anfang Februar begonnen hatte. Ein Dutzend Männer werde zwangsernährt, drei befänden sich wegen Austrocknung auf der Krankenstation, so Durand.
Rechtsanwälte der Gefangenen berichteten dagegen gegenüber US-Medien, dass seit Wochen weitaus mehr Männer die Nahrungsaufnahme verweigern. Eine unabhängige Überprüfung ist nicht möglich.
US-Stellen verweigern Journalisten den Zugang zu den Inhaftierten. Was zwei Vertreter des Internationalen Roten Kreuzes bei ihrer zurzeit stattfindenden Visite feststellen, soll nicht öffentlich werden, sagte eine Sprecher der Hilfsorganisation in Washington.
Menschenrechtsgruppe: "Hoffnungslose Lage“ der Gefangenen
Auch über die Ursache des Hungerstreiks gibt es unterschiedliche Darstellungen. Gefangenen-Vertreter gaben an, dass Wachleute bei Durchsuchungen in Zellen Koran-Exemplare entweiht hätten. Die Lagerleitung streitet das ab. Die US-Menschenrechtsgruppe Organisation for Constitutional Rights sieht den Grund in der „hoffnungslosen Lage“ der Gefangenen.
Obwohl etwa 60 von ihnen seit Jahren freigelassen sein müssten, weil das Pentagon sie nicht als gefährlich einstuft, kam es bisher nur in Einzelfällen zur Abschiebung. Die meist aus Afrika, Afghanistan/Pakistan und dem arabischen Raum stammenden Männer will niemand aufnehmen.
Zeichen für Dauerlösung
Sollten sich noch mehr Gefangene dem Hungerstreik anschließen und dabei möglicherweise einige wegen Entkräftung sterben, könnte Präsident Obama unter Druck geraten, heißt es in US-Sicherheitskreisen. Zu Beginn seiner ersten Amtszeit 2009 hatte der Präsident angekündigt, dass Guantanamo bis 2010 geschlossen werde.
Widerstand der Republikaner und einiger Demokraten machten den Plan zunichte, die Gefangenen in Militär- oder Zivilgefängnisse auf dem amerikanischen Festland zu verlegen. Inzwischen stehen die Zeichen auf dauerhaften Erhalt der weltweit umstrittenen Haftanstalt. Für Modernisierungsmaßnahmen hat das Pentagon vor wenige Tagen 200 Millionen Dollar beantragt.
Anwälte der Gefangenen reagierten allerdings mit Kopfschütteln. Seinen Mandanten werde der Zugang zu frischem Wasser verwehrt, sagte der Jura-Professor und Anwalt Ramzi Kassem der „New York Times“, außerdem seien die Zellenblöcke extrem abgekühlt worden. Reaktion des US-Militärs: unwahr.