Die Strafverfolger wollen die frühere First Lady zu einer Reise nach München befragen, um offen zu legen, inwieweit der Filmmanager David Groenewold für die Kosten des Aufenthalts aufgekommen ist. Bettina und Christian Wulff haben sich zwar getrennt, sind aber noch verheiratet - weswegen sie die Aussage auch verweigern kann.
Die Staatsanwaltschaft Hannover will Berichten zufolge die frühere First Lady Bettina Wulff vor Gericht gegen ihren Mann Christian Wulff aussagen lassen. Der Name von Bettina Wulff, die von dem früheren Bundespräsidenten getrennt lebt, tauche in der 25 Namen umfassenden Zeugenliste der Staatsanwaltschaft auf, berichteten die "Bild am Sonntag" und sueddeutsche.de am Samstag.
Völlig offen ist freilich, ob es tatsächlich eine Auftritt von Bettina Wulff vor Gericht geben wird. Als Ehefrau steht ihr ein Zeugnisverweigerungsrecht zu. Zudem hat das Landgericht Hannover noch nicht über die Annahme der Anklage entschieden.
Die 79 Seiten umfassende Anklageschrift liegt den beiden Medien nach eigenen Angaben vor. In ihrer Aussage vor der Staatsanwaltschaft im September 2012 habe Frau Wulff betont, nicht zu wissen, was ein Aufenthalt in München am Rande des Oktoberfests 2008 gekostet habe. Dieser Aufenthalt steht im Visier der Ankläger.
Ermittler wollen die Kostenfrage klären
Die Strafverfolger wollten nun durch eine Zeugenvernehmung vor Gericht offenbar auf folgendes hinaus: Frau Wulff habe damals mit Sohn Linus ihren Mann privat nach München begleitet; ihr Dabeisein habe Kosten verursacht, die der Filmmanager David Groenewold übernommen habe. Dafür habe sich Wulff später revanchiert, indem er für ein Projekt Groenewolds eingetreten sei.
Darauf begründet die Staatsanwaltschaft den Verdacht der Bestechlichkeit. Auf der Zeugenliste stehen laut "Bild am Sonntag" unter anderem der Verleger Hubert Burda sowie ehemalige Wulff-Mitarbeiter wie seine Sekretärin, seine Büroleiterin und seine Personenschützer.
Ob es allerdings überhaupt zu einem Prozess gegen Wulff und gegen Filmmanager David Groenewold kommen wird und ob dann Bettina Wulff aussagen würde, ist ungewiss.
Eine Emnid-Umfrage für das Nachrichtenmagazin "Focus" ergab derweil, dass 54 Prozent der Deutschen die Anklage gegen Wulff befürworten. 37 Prozent plädierten für eine Einstellung des Korruptionsverfahrens, 9 Prozent machten keine Angabe. Am Freitag hatte die Staatsanwaltschaft Hannover Anklage wegen Bestechlichkeit erhoben. Emnid hatte die Umfrage in den Tagen zuvor vorgenommen, als allerdings bereits von einer Anklage auszugehen war(afp)