Washington. . Die USA haben einen lange geplanten Raketentest in Kalifornien abgesagt. Es ist eine Botschaft an Nordkoreas Machthaber Kim Jong-Un, den Konflikt mit Südkorea nicht noch weiter zu eskalieren. Doch nun sorgt man sich in Washington, dass ein anderes Land aus dem Friedenssignal unbeabsichtigte Schlüsse zieht.
In der Nordkorea-Krise hat es US-Präsident Obama mit unerwarteten Reaktionen zu tun: positiven. Die oppositionellen Republikaner nicken quer durch die Bank anerkennend. Selbst Russlands Präsident Wladimir Putin hat für Amerika lobende Worte übrig. Washingtons zurückhaltende Strategie findet allgemeine Zustimmung. Mag Kim Jong Un auch täglich weiter an der Eskalationsschraube drehen, wie am Montag mit der angekündigten Schließung eines gemeinsam mit Südkorea betriebenen Industrieparks an der Grenze – die amerikanische Regierung, die intern alle Vorkehrungen für den Ernstfall trifft, hält sich offiziell zurück.
Mehr noch: Durch den Verzicht auf einen lange geplanten US-Raketentest auf der kalifornischen Luftwaffen-Basis Vandenberg soll die aufgeheizte Situation entkrampft werden, in der ein Kriegsausbruch auf der koreanischen Halbinsel durch eine Kurzschlussreaktion nach Ansicht vieler Experten nicht ausgeschlossen wird.
Was plant Pjöngjang zum Geburtstag des Staatsgründers?
Dem 15. April kommt dabei besondere Bedeutung zu. Voraussichtlich rund um den 101. Geburtstag von Staatsgründer Kim Jong Il will das Regime nach Erkenntnissen von US-Geheimdiensten gegen internationale Vereinbarungen zwei im Osten des Landes postierte Mittelstreckenraketen abschießen und damit den vielen Provokationen der vergangenen Wochen eine weitere hinzufügen; ob als Test oder mit Sprengsätzen, das ist die große Frage.
Der Versuch einer Pjöngjang entgegenkommenden Entspannungspolitik mitten in der Krise kommt zu einem Zeitpunkt, an dem Amerika mit einer anderen potenziellen Atom-Macht spürbar anders umgeht: Iran. Das Mullah-Regime in Teheran hat sich am Wochenende im kasachischen Almaty erneut dem Versuch widersetzt, seine vorgeblich friedlich ausgerichtete Atom-Politik internationaler Kontrolle zu unterziehen. Die erste Reaktion des US-Außenministers John Kerry fiel entlang der von Obama seit einem Jahr vorgegebenen Linie barsch aus: Wir werden nicht ewig verhandeln. Ohne ein echtes Einlenken Teherans schließt sich das Zeitfenster – denkbare Folge: ein von den USA geführter Militärschlag.
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Widersprüche, die Washington schaden könnten
Für Leslie Gelb, Ex-Präsident des einflussreichen „Council on Foreign Affairs“ in Washington, ist der Kontrast im Umgang mit beiden Ländern Beleg für die Widersprüchlichkeit der Obama-Regierung. Gelbs Prognose: Teheran wird sich die Drohkulisse von Kim Jong-Un zum Lehrbeispiel nehmen und noch unnachgiebiger an seinen Atom-Ambitionen festhalten. Denn wer die Bombe erst einmal besitzt – wie Nordkorea – kann der Supermacht USA offensichtlich auf der Nase herumtanzen.