London/Berlin. . Der Tod der ehemaligen britischen Premierministerin Margaret Thatcher hat Trauer und Bestürzung ausgelöst. Bundesaußenminister Westerwelle würdigte Thatchers Rolle in der Weltpolitik. Der frühere polnische Präsident Wales hobt hervor, dass Thatcher “zum Fall des Kommunismus beigetragen hat“.

Die britische Königin Elizabeth II. (86) hat ihre Bestürzung über den Tod der früheren britischen Premierministerin Margaret Thatcher ausgedrückt. Die Königin sei "traurig, diese Nachricht zu hören", und werde im Laufe des Tages eine private Nachricht der Anteilnahme an die Familie Thatcher senden, sagte ein Palastsprecher am Montag. Der britische Premierminister David Cameron erklärte, er habe die Nachricht "mit großer Traurigkeit" aufgenommen. "Wir haben eine großartige Führerpersönlichkeit verloren, eine großartige Premierministerin und eine große Britin." Thatcher starb am Montag im Alter von 87 Jahren an einem Schlaganfall.

EU-Kommissionspräsident Jose Manuel Barroso sprach der britischen Regierung und den Briten sein Bedauern über den Tod Thatchers aus. Sie werde für ihre Beiträge und ihre Einwände zum gemeinsamen Projekt Europa in Erinnerung bleiben. Sie habe die heutige Gestalt der EU und die besondere Rolle, die Großbritannien bis heute einnehme, mitgeprägt.

"Wir schauen voll Bewunderung auf ihr Lebenswerk"

Bundeskanzlerin Angela Merkel hat die gestorbene britische Ex-Premierministerin Margaret Thatcher als "eine der überragenden Führungspersönlichkeiten der Weltpolitik ihrer Zeit" gewürdigt. Sie habe früh die Kraft der Freiheitsbewegungen Osteuropas erkannt und sich für sie eingesetzt, sagte Merkel nach Angaben der Regierung in Berlin. "Ihren Anteil an der Überwindung der Teilung Europas und am Ende des Kalten Krieges werde ich nicht vergessen." Weiter betonte Merkel: "Indem sie sich zu Zeiten, als dies noch nicht selbstverständlich war, als Frau im höchsten demokratischen Amt behauptete, hat sie vielen nach ihr ein Beispiel gegeben."

Trauer über den Tod von Margaret Thatcher: Blumen vor 10 Downing Street in London. (Foto: afp)
Trauer über den Tod von Margaret Thatcher: Blumen vor 10 Downing Street in London. (Foto: afp)

Bundesaußenminister Guido Westerwelle hat die verstorbene frühere britische Premierministerin Margaret Thatcher als eine große Politikerin gewürdigt, die Großbritannien, Europa und die ganze Welt geprägt habe. Thatcher zähle zu den wenigen Menschen, bei denen man schon zu Lebzeiten gewusst habe, dass sie große Geschichte geschrieben habe. "Für die Geschichte Europas und der Welt hinterlässt sie ein großes Erbe", sagte Westerwelle am Montag in Berlin. "Wir schauen voller Bewunderung auf ihr Lebenswerk."

Thatcher hat zum Fall des Kommunismus beigetragen

Die frühere britische Regierungschefin Margaret Thatcher ist von EU-Parlamentspräsident Martin Schulz (SPD) gewürdigt worden. "Margaret Thatcher hat die britische und europäische Politik mitgeprägt", heißt es in einer am Montag in Brüssel veröffentlichten Erklärung Schulz'. "Trotz unserer klaren politischen Differenzen ist Margaret Thatcher eine Gestalt von geschichtlicher Bedeutung." Unabhängig von der Frage, ob man ihr politisch zustimme, habe sie gezeigt, "dass Politik nach wie vor eine Kraft des Wandels ist". Sie sei "zu Beginn ihrer Amtszeit" auch eine überzeugte Europäerin gewesen.

Der frühere polnische Präsident Lech Walesa würdigte Thatcher als Persönlichkeit, "die zum Fall des Kommunismus beigetragen hat". Er bete für sie, sagte der Friedensnobelpreis-Träger und ehemalige Chef der polnischen Gewerkschaft Solidarnosc, deren Proteste in den 80er Jahren die politische Wende in Polen mit bewirkten. Auch der frühere sowjetische Staats- und Parteichef Michail Gorbatschow würdigte Thatcher als "große politische Persönlichkeit". Der deutschen Wiedervereinigung hatte Thatcher nach dem Ende der DDR zunächst ablehnend gegenüber gestanden.

Entscheidender Impuls zum Bau des Tunnels zwischen Frankreich und Großbritannien

Frankreichs Präsident François Hollande hat die verstorbene britische Ex-Premierministerin Margaret Thatcher als "große Persönlichkeit" gewürdigt, die die Geschichte ihres Landes nachhaltig geprägt habe. "Ihr gesamtes öffentliches Leben lang war sie mit ihren konservativen Überzeugungen, zu denen sie voll stand, auf den Einfluss Großbritanniens und auf die Verteidigung seiner Interessen bedacht", hob Hollande am Montag in einer Erklärung in Paris hervor.

Thatchers Beziehungen zu Frankreich seien stets "offen und loyal" gewesen, fügte Hollande hinzu. Gemeinsam mit dem damaligen französischen Staatschef François Mitterrand habe sie die Verbindungen zwischen beiden Ländern gestärkt. So habe sie einen entscheidenden Impuls zum Bau des Tunnels unter dem Ärmelkanal zwischen Frankreich und Großbritannien gegeben.

Kein Staatsbegräbnis für Margaret Thatcher

Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat die verstorbene Margaret Thatcher als "Frau von Größe" gewürdigt. Die ehemalige britische Premierministerin sei eine "große Führerin" gewesen und habe eine ganze Generation von Politikern inspiriert, teilte Netanjahu am Montag auf seiner Facebook-Seite mit. Sie haben Prinzipientreue, Entschlossenheit, Überzeugung und Stärke verkörpert und sei eine "zuverlässige Freundin Israels und des jüdischen Volkes" gewesen. "Ich spreche ihrer Familie und der Regierung und dem Volk Großbritanniens mein aufrichtiges Beileid aus."

Die frühere britische Premierministerin Margaret Thatcher wird mit einer Trauer-Zeremonie mit militärischen Ehren in der Londoner St. Paul's Cathedrale geehrt werden. Das teilte Downing Street am Montag mit. Ihren eigenen Wünschen zufolge werde ihr Leichnam aber nicht öffentlich aufgebahrt werden. Ein mögliches Datum wurde zunächst nicht genannt. Schon kurz nachdem sich die Nachricht vom Tod Thatchers verbreitet hatte, wurden vor ihrem Haus im Londoner Diplomatenviertel Belgravia bereits Blumen niedergelegt. (dpa/dapd)

Das Leben der Eisernen Lady

Baroness Margaret Thatcher, auch bekannt als die Eiserne Lady.
Baroness Margaret Thatcher, auch bekannt als die Eiserne Lady. © AFP
Die frühere britische Premierministerin Margaret Thatcher ist am Montag gestorben.
Die frühere britische Premierministerin Margaret Thatcher ist am Montag gestorben. © AFP
Über mehr als drei Jahrzehnte bestimmte sie die englische Politik entscheidend mit. Ihr Wirken als erste und bislang einzige Premierministerin (1979 bis 1990) brachte tiefgreifende Veränderungen und prägt das Land bis heute.
Über mehr als drei Jahrzehnte bestimmte sie die englische Politik entscheidend mit. Ihr Wirken als erste und bislang einzige Premierministerin (1979 bis 1990) brachte tiefgreifende Veränderungen und prägt das Land bis heute. © imago stock&people
1925 als Margaret Hilda Roberts geboren, Tochter eines Lebensmittelhändlers, kannte sie früh ihren Kurs. Mit Fleiß und Ehrgeiz erarbeitete sie sich ein Oxford-Studium für Chemie. Später schloss sie ein Jura-Studium an.
1925 als Margaret Hilda Roberts geboren, Tochter eines Lebensmittelhändlers, kannte sie früh ihren Kurs. Mit Fleiß und Ehrgeiz erarbeitete sie sich ein Oxford-Studium für Chemie. Später schloss sie ein Jura-Studium an. © imago stock&people
1951 heiratete sie den Unternehmer Denis Thatcher (M.). Zwei Jahre später brachte sie Zwillinge zur Welt, Carol (Foto l.) und Mark.
1951 heiratete sie den Unternehmer Denis Thatcher (M.). Zwei Jahre später brachte sie Zwillinge zur Welt, Carol (Foto l.) und Mark. © imago stock&people
Ihre politische Karriere begann 1959. Sie zog als jüngste konservative Kandidatin für den Londoner Bezirk Finchley ins Parlament ein. 1970 wird sie Bildungsministerin in der neuen Regierung der Tories.
Ihre politische Karriere begann 1959. Sie zog als jüngste konservative Kandidatin für den Londoner Bezirk Finchley ins Parlament ein. 1970 wird sie Bildungsministerin in der neuen Regierung der Tories. © imago stock&people
Ihrem späteren Ruf der Eisernen Lady macht sie schon damals alle Ehre: Sie streicht die kostenlose Schulmilch und erhält dafür den Beinamen
Ihrem späteren Ruf der Eisernen Lady macht sie schon damals alle Ehre: Sie streicht die kostenlose Schulmilch und erhält dafür den Beinamen "Milk-Snatcher" (Milch-Räuber). Die Kritik lässt sie kalt.
1979 kehrt sie mit den Konservativen an die Macht zurück und wird Premierministerin Großbritanniens. Fortan ist sie für lange Zeit die einzige Frau in der Runde der europäischen Staatschefs.
1979 kehrt sie mit den Konservativen an die Macht zurück und wird Premierministerin Großbritanniens. Fortan ist sie für lange Zeit die einzige Frau in der Runde der europäischen Staatschefs.
Trotz aller Männerdominanz in der Politik - der Einsatz weiblicher Waffen war ihr Politikstil nie, wie vielleicht auch der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt feststellen musste.
Trotz aller Männerdominanz in der Politik - der Einsatz weiblicher Waffen war ihr Politikstil nie, wie vielleicht auch der frühere Bundeskanzler Helmut Schmidt feststellen musste. © imago stock&people
Mit dem US-Präsidenten Ronald Reagan verband sie dagegen eine lange Freundschaft. Sie teilten gleiche Politikansichten. Und Thatcher hielt 2004 auf Wunsch von Reagan eine Rede an seinem Grab.
Mit dem US-Präsidenten Ronald Reagan verband sie dagegen eine lange Freundschaft. Sie teilten gleiche Politikansichten. Und Thatcher hielt 2004 auf Wunsch von Reagan eine Rede an seinem Grab. © imago stock&people
Zu Bundeskanzler Helmut Kohl allerdings fand sie nie einen richtigen Draht.
Zu Bundeskanzler Helmut Kohl allerdings fand sie nie einen richtigen Draht.
Vor allem
Vor allem "fürchtete" Kohl Thatchers Handtaschen-Politik. Mit einer solchen schlug sie 1984 auf den Tisch und rief "I want my money back". So erreichte sie den Briten-Rabatt bei der EU-Finanzierung. Kohl soll danach gesagt haben, er fürchte Thatcher wie der Teufel das Weihwasser.
Vor allem aber kühlte das deutsch-britische Verhältnis während der Zeit des Mauerfalls ab. Thatcher war eine Gegnerin der deutsch-deutschen Wiedervereinigung. Sie setzte schließlich federführend den 2plus4-Vertrag durch.
Vor allem aber kühlte das deutsch-britische Verhältnis während der Zeit des Mauerfalls ab. Thatcher war eine Gegnerin der deutsch-deutschen Wiedervereinigung. Sie setzte schließlich federführend den 2plus4-Vertrag durch. © imago stock&people
Im eigenen Land setzte sie oft das Messer an und zerschnitt alte Zöpfe. Entscheidend für ihre spätere Politik war der Bergarbeiterstreik 1984/85 in dessen Folge sie die Macht der Gewerkschaften brach.
Im eigenen Land setzte sie oft das Messer an und zerschnitt alte Zöpfe. Entscheidend für ihre spätere Politik war der Bergarbeiterstreik 1984/85 in dessen Folge sie die Macht der Gewerkschaften brach. © imago stock&people
Ihre politischen Leitmotive lauteten Inflationsbekämpfung, Deregulierung und Privatisierung bis dahin staatlicher Unternehmen. In ihrer Amtszeit nahm die Arbeitslosigkeit zunächst stark zu. Ihre Wirtschaftspolitik wird auch mit dem Begriff
Ihre politischen Leitmotive lauteten Inflationsbekämpfung, Deregulierung und Privatisierung bis dahin staatlicher Unternehmen. In ihrer Amtszeit nahm die Arbeitslosigkeit zunächst stark zu. Ihre Wirtschaftspolitik wird auch mit dem Begriff "Thatcherismus" bezeichnet. © AFP
Selbstbewusstsein und Stärke zeigte sie auch 1984 nach einen versuchten IRA-Attentat. Die irische Untergrundorganisation plante in Brighton einen Anschlag auf sie. Die Bombe detonierte im falschen Zimmer. Es gab fünf Tote. Am nächsten Tag eröffnete sie unbeirrt den Parteitag.
Selbstbewusstsein und Stärke zeigte sie auch 1984 nach einen versuchten IRA-Attentat. Die irische Untergrundorganisation plante in Brighton einen Anschlag auf sie. Die Bombe detonierte im falschen Zimmer. Es gab fünf Tote. Am nächsten Tag eröffnete sie unbeirrt den Parteitag. © REUTERS
Eines ihrer Markenzeichen war ihre Kleidung ...
Eines ihrer Markenzeichen war ihre Kleidung ... © REUTERS
... und die helmartige Frisur.
... und die helmartige Frisur.
Ihr aristokratischer Kleidungsstil wurde zum Symbol weiblicher Macht und zu ihrer persönlichen
Ihr aristokratischer Kleidungsstil wurde zum Symbol weiblicher Macht und zu ihrer persönlichen "Rüstung". © imago stock&people
1990 wollten die Briten Thatcher am liebsten nur noch bei Madame Tussauds sehen und nicht mehr an der Spitze der Regierung. Vor allem mit der Einführung einer Art Kopfsteuer brachte sie das Volk gegen sich auf. Auch in ihrer eigenen Partei verlor sie Rückhalt.
1990 wollten die Briten Thatcher am liebsten nur noch bei Madame Tussauds sehen und nicht mehr an der Spitze der Regierung. Vor allem mit der Einführung einer Art Kopfsteuer brachte sie das Volk gegen sich auf. Auch in ihrer eigenen Partei verlor sie Rückhalt. © imago stock&people
1990 wurde sie quasi von der politischen Bühne gezerrt. Bei der Wahl zum Parteivorsitz der Tories wurde sie von Michael Heseltine herausgefordert. Im ersten Wahlgang schaffte sie nicht die nötige Mehrheit und erklärte am 22. November 1990 schweren Herzens ihren Rücktritt.
1990 wurde sie quasi von der politischen Bühne gezerrt. Bei der Wahl zum Parteivorsitz der Tories wurde sie von Michael Heseltine herausgefordert. Im ersten Wahlgang schaffte sie nicht die nötige Mehrheit und erklärte am 22. November 1990 schweren Herzens ihren Rücktritt. © imago stock&people
Nach ihrem Verzicht auf eine Kandidatur für die Unterhaus-Wahlen 1992, wurde ihr - wie für pensionierte Premierminister üblich, ein nicht erblicher Adelstitel verliehen. Fortan durfte sie sich Baroness Thatcher of Kesteven nennen.
Nach ihrem Verzicht auf eine Kandidatur für die Unterhaus-Wahlen 1992, wurde ihr - wie für pensionierte Premierminister üblich, ein nicht erblicher Adelstitel verliehen. Fortan durfte sie sich Baroness Thatcher of Kesteven nennen.
Seit 1990 ist sie Mitglied im renommierten britischen Orden Order of Merit.
Seit 1990 ist sie Mitglied im renommierten britischen Orden Order of Merit. © AFP
2008 machte ihre Tochter Carol öffentlich, dass ihre Mutter unter fortgeschrittener Demenz leide.
2008 machte ihre Tochter Carol öffentlich, dass ihre Mutter unter fortgeschrittener Demenz leide.
Den Titel
Den Titel "Eiserne Lady", der ihr selbst gefallen haben soll, verlieh ihr im Übrigen 1976 ein sowjetischer Kommentator von "Radio Moskau", nachdem Thatcher die Sowjetunion in einer Rede scharf attackiert hatte. © AFP
Margaret Thatcher starb am Montag den 8. April 2013.
Margaret Thatcher starb am Montag den 8. April 2013. © REUTERS
1/26