Nordkorea legt Staaten Evakuierung der Botschaften nahe
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Seoul. Nordkorea provoziert weiter die Welt. Das Militär macht zwei Mittelstreckenraketen abschussbereit - und legt anderen Staaten nahe, ihre Botschaften zu räumen. Betroffen ist neben Russland und Großbritannien auch Deutschland. Außenminister Westerwelle ließ Nordkoreas Botschafter einbestellen.
Neue Eskalationsstufe im Korea-Konflikt: Der kommunistische Norden, der zuletzt mit einem Angriff auf den Süden und die USA sowie einem Atomschlag drohte, legte am Freitag mehreren Ländern die Evakuierung ihrer Botschaften in Pjöngjang nahe. Betroffen ist neben Russland und Großbritannien auch Deutschland, wie die Nachrichtenagentur dpa in Berlin erfuhr.
Nordkoreas Militär verlegte eine zweite Mittelstreckenrakete an die Ostküste des Landes, wie die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap berichtete. Die Raketen haben eine Reichweite von bis zu 4000 Kilometern und könnten Südkorea, Japan oder eine US-Militärbasis auf der Insel Guam im Pazifik treffen.
"Im Falle eines Konflikts nach dem 10. April"
Als Reaktion entsandte die südkoreanische Marine zwei mit speziellem Radar ausgestattete Zerstörer, um einen möglichen Raketenstart aufzuzeichnen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte das Regime in Pjöngjang zur Mäßigung und einem Kurswechsel auf.
Großbritannien und Russland erklärten, Nordkorea habe vor Gefahren für das Botschaftspersonal beider Länder in Pjöngjang gewarnt. Man habe eine Mitteilung erhalten, in der stehe, dass Nordkorea «im Falle eines Konflikts nach dem 10. April» nicht in der Lage sei, Botschaften und internationale Organisationen zu schützen, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in London. Eine Aufforderung zur Evakuierung der Vertretung habe es aber nicht gegeben. Es gebe auch keine entsprechenden Pläne. Die Warnung bezeichnete der Sprecher als «Teil der derzeitigen Rhetorik Nordkoreas».
Südkorea rechnet mit Raketen als "Überraschung"
Das Auswärtige Amt in Berlin bestätigte eine solche Warnung zunächst nicht. Offiziell hieß es am Freitag: «Die Sicherheit und Arbeitsmöglichkeit unserer Botschaft in Pjöngjang wird angesichts der Eskalation laufend überprüft.» Nach Angaben des Presseattachés der russischen Botschaft in Pjöngjang, Denis Samssonow, empfahl das nordkoreanischen Außenministerium den Russen den Abzug ihrer Diplomaten und Mitarbeiter. Russlands Außenminister Sergej Lawrow zeigte sich besorgt. «Wir klären gerade die Einzelheiten, dann treffen wir eine Entscheidung.»
Südkorea rechnet nach Angaben eines ranghohen Armeevertreters damit, dass der Norden Raketen als «Überraschung» abfeuert. Dafür spreche, dass sie auf mobile Abschussrampen installiert und dann versteckt worden seien. Unklar sei, ob die Raketen für eine Übung oder einen Test verlegt worden seien, zitiert Yonhap den Militär. Beobachter schließen nicht aus, dass die Raketen anlässlich der Feierlichkeiten zum 101. Geburtstag von Staatsgründer Kim Il Sung am 15. April abgeschossen werden, dem Großvater des heutigen Machthabers Kim Jong Un.
UN-Generalsekretär fordert Pjöngjang zu Kurswechsel auf
UN-Generalsekretär Ban Ki Moon hatte Nordkorea zuvor zu einem Kurswechsel aufgerufen. «Atomwaffen sind kein Spielzeug», betonte der Südkoreaner am Donnerstag. Es bestehe die Gefahr, dass der Konflikt außer Kontrolle gerate. «Ich bin besorgt, denn jeder Kalkulationsfehler und jede Fehleinschätzung können in der jetzigen Lage auf der koreanischen Halbinsel eine Krise auslösen, die äußerst schwerwiegende Folgen hätte.»
Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) ließ am Freitag Nordkoreas Botschafter in Berlin einbestellen. Dort sei dem Diplomaten «in deutlichen Worten die sehr große Sorge der Bundesregierung angesichts der von Nordkorea zu verantwortenden Eskalation» vermittelt worden, sagte Ministeriumssprecher Andreas Peschke. Das jüngste Vorgehen der Führung in Pjöngjang sei «im Ton und in der Sache in keiner Weise akzeptabel».
Keine Entspannung in Industriepark Kaesong
Eine Entspannung ist auch in dem von Nord- und Südkorea gemeinsam betriebenen Industriepark Kaesong nicht in Sicht. Die Führung in Pjöngjang verweigert seit Mittwoch sowohl südkoreanischen Pendlern als auch Lieferanten die Einreise. Wegen eines Feiertages in Nordkorea erschienen die 53.000 nordkoreanischen Mitarbeiter am Freitag ohnehin nicht zur Arbeit in den 123 Unternehmen.
Drei Textilunternehmen mussten nach Angaben des südkoreanischen Vereinigungsministeriums bereits die Arbeit einstellen, weil der Nachschub stockt. 608 südkoreanische sowie sechs chinesische Mitarbeiter hielten sich noch in der Industriezone auf. Für sie bestehe derzeit kein Sicherheitsrisiko. Allerdings reichten die Nahrungsmittel maximal noch eine Woche. Auch ein südkoreanischer Minister schätzte die Lage als nicht so ernst ein, dass die Arbeiter umgehend abgezogen werden müssten.
Anonymous-Hacker greifen Nordkoreas Netzwerke an
Trotz aller Drohungen aus Nordkorea gibt es für Reisende nach Südkorea derzeit noch keine Einschränkungen. «Uns sind bisher keine Einschränkungen für Touristen bekannt», erklärte eine Sprecherin des Fremdenverkehrsamtes. Das gelte auch für die bei Touristen beliebten Touren an die innerkoreanische Grenze.
Säbelrasseln in Korea
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Unterdessen bekannten sich Aktivisten der Hacker-Bewegung Anonymous zu Angriffen auf nordkoreanische Internet-Angebote. Als eigene «Demonstration der Macht» schrieben sie an Diktator Kim Jong Un gerichtet: «Wir sind in euren Intranets. Wir sind in euren Mail-Servern. Wir sind in euren Web-Servern.»
Lage extrem gespannt
Die Lage auf der koreanischen Halbinsel gilt seit dem dritten Atomtest in Nordkorea im Februar als extrem gespannt. Pjöngjang hatte als Reaktion auf die Ausweitung von UN-Sanktionen und südkoreanisch- amerikanische Militärmanöver den Waffenstillstandsvertrag von 1953 aufgekündigt. Am Samstag rief Pjöngjang den «Kriegszustand» im Verhältnis zu Südkorea aus. Seit den 1950er Jahren befinden sich die Nachbarn formell weiter im Krieg.
Als weitere Eskalationsstufe drohte das kommunistische Regime den USA offiziell mit einem Atomschlag. Allerdings bezweifeln Experten, dass das Land auf Jahre hinaus in der Lage sein wird, US-Festland mit einer Atomrakete zu treffen. (dpa)
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