München. . Der 2011 verstorbene Playboy Gunter Sachs unterhielt ein kompliziertes Geflecht aus Briefkastenfirmen in Steueroasen. Zu kompliziert am Ende für ihn selbst? Die schweizer Finanzverwaltung durchschaut das Konstrukt offenbar erst jetzt so richtig.
Er war bekannt als Fotograf, Playboy, Gatte von Brigitte Bardot und am Ende auch als der Mann, der sich erschoss, weil „die aussichtslose Krankheit A.“ ihn befallen hatte: Gunter Sachs. Nun taucht sein Name in Geheimdokumenten aus Steueroasen auf. Aus ihnen lässt sich ein weiterer Teil dieser außergewöhnlichen Persönlichkeit rekonstruieren.
Gunter Sachs war demnach ein Finanzjongleur, der ein kompliziertes und in Teilen geheimes Firmengeflecht in Panama, auf den Cook-Inseln, den Britischen Jungferninseln und in Luxemburg unterhielt. Augenscheinlich, aber das wird noch zu klären sein, zum Zweck der Steuerhinterziehung.
Die Trusts hatten schöne Namen
Die „Süddeutsche Zeitung“ (SZ) berichtete am Donnerstag ausführlich über Sachs’ Scheinfirmen-Imperium. Demnach hatte Sachs seit 1993 zwei Briefkastenfirmen auf den Cook-Inseln (Tantris Ltd. und Triton Ltd.), die ihrerseits fünf Trusts, also Sondervermögen, verwalteten. Begünstigte dieser Vermögen, die hübsche Namen wie „Parkland Oak Trust“ oder „Moon Crystal Trust“ trugen, waren zumeist die drei Söhne von Gunter Sachs, aber in einigen Fällen auch Gunter Sachs selbst.
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Daneben gab es weitere Firmen in anderen Ländern – so viele, dass die Rechercheure der SZ alle Mühe hatten, das Geflecht auch verständlich darzustellen. Man musste sich bereits durch eine ganze Reihe von Namen und Zahlen durchgearbeitet haben, bis man in Zeile 265 auf den Satz stieß: „Jetzt wird es kompliziert.“
Sachs gehörte gleich zwei Industriellendynastien an
Gunter Sachs war schon bei seiner Geburt sehr, sehr reich: Sein Vater Willy besaß das Motorenwerk „Fichtel & Sachs“, seine Mutter Elinor von Opel war Enkelin und Erbin des Auto-Industriellen Adam Opel. Allein der Verkauf seiner Anteile an „Fichtel & Sachs“ in den 70er-Jahren soll Gunter Sachs mehrere Hundert Millionen Mark eingebracht haben. Schon damals interessierte sich die deutsche Steuerfahndung für ihn, und die „Affäre Sachs“ brachte es bis zur Titelgeschichte im Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. Doch Gunter Sachs war kurz zuvor, womöglich rechtzeitig, in die Schweiz ausgewandert.
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War Gunter Sachs ein Krimineller? Das lässt sich heute noch nicht sicher sagen. „Alle Vermögenswerte, die dem Erblasser Gunter Sachs im Zeitpunkt seines Todes gehörten, sind in den Erbschaftssteuererklärungen aufgeführt“, sagen die Nachlassverwalter. „Man kommt auf elf Offshore-Firmen, von deren Existenz die Finanzbehörden nichts wissen“, schreiben dagegen die Rechercheure der SZ. Ob kriminelles Verhalten vorliegt und ob Sachs’ Erben eines Tages Steuern nachzahlen müssen – das ist nun Sache der Schweizer Behörden.
Nicht auszuschließen ist aber auch, dass Gunter Sachs in dem komplizierten Geflecht, das er geschaffen hatte, irgendwann schlicht den Überblick verlor.