Kabul. Islamistische Extremisten haben im Westen Afghanistans den schlimmsten Anschlag seit Monaten verübt. Sie stürmten ein Gerichtsgebäude, in dem ein Prozess gegen Taliban-Gefangene stattfand. Ein Taliban-Sprecher bekannte sich zu dem Angriff. Mehr als 50 Menschen starben.

Beim bislang schwersten Taliban-Angriff in Afghanistan in diesem Jahr sind mindestens 51 Menschen ums Leben gekommen. Mehr als 100 weitere wurden nach offiziellen Angaben verletzt, als neun in afghanische Armee-Uniformen gekleidete Männer am Mittwoch ein Gelände mit mehreren Regierungsgebäuden im Westen Afghanistans stürmten.

Unter den Toten seien vor allem Zivilisten, einige Sicherheitskräfte und die Angreifer selbst, sagte der Gouverneur der Provinz Farah, Akram Chpalwak. Der Anschlag ereignete sich im Zentrum der gleichnamigen Provinzhauptstadt an der Grenze zum Iran.

Unter den Kämpfern seien Selbstmordattentäter gewesen, die ihre Sprengstoff-Westen gezündet hätten. Die übrigen Angreifer besetzten drei Gebäude auf dem Gelände und lieferten sich anschließend einen mehrstündigen Schusswechsel mit afghanischen Sicherheitskräften, wie Chpalwak sagte. Auf dem Gelände befinden sich nach Polizeiangaben unter anderem Regierungsgebäude, ein Gericht und eine Privatbank.

Im eingenommenen Gericht fand Prozess gegen Taliban-Gefangene statt

Zum Zeitpunkt des Angriffs fand im eingenommenen Gerichtsgebäude ein Prozess gegen Taliban-Gefangene statt. "15 Kriminelle wurden zu dem Zeitpunkt verhört. Keiner von ihnen ist entkommen. Nur einer wurde verletzt", sagte der örtliche Polizeichef Aka Noor Kintos. Die Taliban-Kämpfer hätten im Gericht auch Geiseln genommen, die sie später im Keller hinrichteten. Die Angreifer seien in einem Militärauto angekommen, das sie an der Pforte in die Luft gesprengt hätten, sagte Kintos.

Taliban-Sprecher Kari Yusuf Ahmadi bekannte sich in einer Mitteilung zu dem Angriff. Taliban-Attacken gelten im kalten Winter als ungewöhnlich. Die Provinz Farah ist in den vergangenen Monaten immer gefährlicher geworden. Im vergangenen Jahr hat es dort mehrere versuchte Anschläge auf Lokalpolitiker gegeben. (dpa)