Rom. Italiens Außenminister tritt zurück, weil er sich in einem Streit in der abtretenden Regierung Mario Montis nicht durchsetzen konnte. Es geht um zwei Soldaten, die in Indien des Mordes angeklagt sind. Der Fall hatte in den vergangenen Wochen zu schweren diplomatischen Auseinandersetzungen zwischen Italien und Indien geführt.
Der italienische Außenminister Giulio Terzi di Sant'Agata ist wegen eines andauernden Streits um zwei in Indien des Mordes angeklagte Marinesoldaten zurückgetreten. Er sei gegen die Entscheidung der Regierung unter Mario Monti gewesen, die beiden italienischen Soldaten nach Indien zurückzuschicken, begründete Terzi am Dienstag in Rom seinen Schritt. "Ich kann dieser Regierung nicht länger angehören", erklärte er im Parlament.
Der Fall hatte in den vergangenen Wochen zu schweren diplomatischen Auseinandersetzungen zwischen Italien und Indien geführt. Die Marinesoldaten hatten zur Teilnahme an der italienischen Parlamentswahl in ihr Heimatland zurückkehren dürfen.
Fischer für Piraten gehalten und getötet
Die Soldaten hatten im vergangenen Jahr vor der indischen Küste einen Öltanker bewacht und dabei zwei Fischer erschossen, die sie nach eigenen Angaben für Piraten hielten. Sie reisten für die Wahl in Italien nach Hause und blieben mit der Unterstützung Roms zunächst dort. Dann entschied die Regierung gegen den Willen Terzis, sie doch wieder nach Indien zurückzubringen - am letzen Tag des vom Gericht genehmigten vierwöchigen Urlaubs.
"Die von mir geäußerten Bedenken haben nichts gefruchtet", sagte Terzi. Er trete zurück, um den Ruf Italiens samt seiner Diplomatie zu verteidigen und um solidarisch mit den Marinesoldaten zu sein.
Soldaten droht in Indien lebenslang Gefängnis
Der italienische Botschafter hatte die Rückkehr der beiden Soldaten versprochen. Werden sie in Indien verurteilt, droht ihnen lebenslange Haft. Italien hält Indien in dem Fall für nicht zuständig, weil die Schüsse in internationalen Gewässern fielen.
Verteidigungsminister Giampaolo Di Paola wollte sich dem Schritt Terzis nicht anschließen. Italiens Regierung ist nach dem Rücktritt Montis noch kommissarisch im Amt. Nach den Wahlen Ende Februar laufen in Rom derzeit Sondierungen für die Bildung einer neuen Regierung. (dpa)