Mexiko-Stadt.. In der argentinischen Heimat des neuen Papstes herrscht Genugtuung über die Wahl. Doch ausgerechnet die Staatspräsidentin reagiert betont reserviert.
Die Kardinäle, so einer der ersten Sätze des neuen Papstes, hätten einen Kandidaten „vom Ende der Welt“ zum Nachfolger von Benedikt XVI. gewählt. In der argentinischen Heimat von Jorge Mario Bergoglio, der nun Papst Franziskus ist, nahmen findige Zeitgenossen die ironische Vorlage gleich auf. T-Shirts mit der Aufschrift „Ich komme vom Ende der Welt“ finden in Argentinien inzwischen reißenden Absatz.
Lateinamerika ist endlich Papst. Zweitausend Jahre mussten vergehen und 265 Päpste im Vatikan herrschen, bevor ein Latino die Führung der Weltkirche übernahm. Entsprechend erfreut sind die rund 480 Millionen Katholiken zwischen Rio Grande und Feuerland über die Wahl des Argentiniers Jorge Bergoglio zu Papst Franziskus. Mit Brasilien und Mexiko liegen in der Region immerhin die beiden Länder mit den meisten Katholiken auf der Welt: 42 Prozent der knapp 1,2 Milliarden Katholiken leben in Lateinamerika.
Gläubige sind begeistert
Dementsprechend euphorisch waren die Reaktionen der Gläubigen und wohlwollend die Kommentare von Politikern und Kirchenführern in allen Ländern. Der Tenor: Es wurde höchste Zeit. Denn gerade in Iberoamerika kämpft die Katholische Kirche gegen Atheismus und Andersgläubige. Die evangelikalen Kirchen sind massiv auf dem Vormarsch.
In den großen Städten der Region pilgerten die Menschen noch am Mittwoch zu den katholischen Kathedralen und beteten für den neuen Papst. In Mexiko nahm Präsident Enrique Peña Nieto die Wahl Bergoglios mit großer „Zustimmung“ auf und sagte, Mexiko werde eine „herzliche“ Beziehung zum neuen Papst anstreben.
In Brasilien, das mit Erzbischof Odilo Scherer selbst einen aussichtsreichen Kandidaten im Rennen hatte, gratulierte man dem Nachbarn: „Wir sind glücklich“, so der Generalsekretär der brasilianischen Bischofskonferenz, Leonardo Steiner. „Die Wahl zeigt, dass sich die Kirche für alle öffnet und nicht nur nach Europa schaut.“
Gemischte Reaktionen in Argentinien
In der Heimat des neuen Papstes selbst fielen die Reaktionen gemischt aus. Wenn man den Argentiniern eines nicht nachsagen kann, dann ist es Bescheidenheit. So hat die Heimat des neuen Papstes die Wahl ihres Erzbischofs dann vor allem auch als nationalen Triumph gefeiert: Im Kurznachrichtendienst Twitter hieß es schnell: „LosArgentinosDominanElMundo“ – die Argentinier regieren die Welt. „Jetzt haben wir nicht nur mit Leo Messi den besten Fußballer der Welt, sondern auch den Papst“, jubelten Zehntausende.
Im Kongress von Buenos Aires wurde nach Eintreffen der Nachricht aus Rom die Debatte unterbrochen – die Abgeordneten erhoben sich und applaudierten. Staatschefin Cristina Fernández, mit der Bergoglio als Erzbischof immer wieder wegen der Homo-Ehe öffentlich gestritten hatte, erinnerte ihn per Twitter an „seine Verantwortung für Gleichheit, Gerechtigkeit und Brüderlichkeit“.
Erst Stunden nach der Wahl veröffentlichte das Präsidialamt ein förmliches und distanziertes Gratulationsschreiben. „Im Namen der Regierung drücke ich Ihnen meine Glückwünsche zur Wahl aus“, schrieb die Präsidentin. Enthusiasmus hört sich anders an.