Essen. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen hat insgesamt 113 Grundversorger aus Nordrhein-Westfalen unter die Lupe genommen. Das Ergebnis: Jeder zweite legte die Zusatzkosten der EEG-Umlage komplett auf seine Kunden um oder griff ihnen zusätzlich in die Tasche.
Zahlreiche Stromversorger haben die Erhöhung der Erneuerbare-Energien-Umlage genutzt, um ihre Kunden zusätzlich zur Kasse zu bitten. Zu diesem Ergebnis kommt eine groß angelegte Studie der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.
Die Verbraucherschützer nahmen die Basistarife von 113 Grundversorgern aus NRW unter die Lupe. Das Ergebnis: Jeder zweite legte die Zusatzkosten der EEG-Umlage komplett auf seine Kunden um oder griff ihnen zusätzlich in die Tasche. (Anmerkung der Redaktion: Die in den Zeitungen der WAZ-Mediengruppe angekündigte Online-Liste der Anbieter ist aufgrund technischer Probleme der Verbraucherzentrale derzeit nicht zu erreichen - sobald sie funktioniert, binden wir sie an dieser Stelle ein.)
Spitzenreiter war der Versorger BEW aus Wipperfürth. Er wälzte nicht nur die Mehrkosten durch Umlagen und Netzentgelte auf die Kunden ab, sondern schlug insgesamt 178 Prozent auf. Auch nannte der Anbieter in seinem Anschreiben an die Kunden nicht einmal den Namen des betreffenden Stromtarifs. Zudem lieferte der Versorger der Studie zufolge keine stichhaltigen Gründe für die Preiserhöhung.
Unzureichende Informationen
Laut Verbraucherzentrale kein Einzelfall: Rund 60 Prozent der untersuchten Energieversorger hätten ihre Kunden nur unzureichend über die jüngsten Preiserhöhungen informiert. „Einige Anbieter“, sagt Energiemarktexperte Peter Blenkers, „haben das Wort Preiserhöhung noch nicht einmal erwähnt.“ Deren Schreiben hätten eher wie Werbeblätter für einen neuen Stromtarif ausgesehen, so Blenkers.
Zudem, so die Verbraucherzentrale, hätten die sinkenden Beschaffungspreise für Strom so gut wie keine Rolle in den rund 3000 untersuchten Versorgerschreiben gespielt. Die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen nahm für ihre Untersuchung nur Grundversorger unter die Lupe. Nach Angaben der Verbraucherschützer sind noch immer rund 3,5 Millionen Stromkunden im jeweiligen Grundtarif ihres Versorgers vor Ort.
Gestiegene Personal- und Sachkosten
Die Stromanbieter wollten die Studie so nicht stehen lassen. Jürgen Schäpermeier, Geschäftsführer der Stadtwerke Unna, die ihren Kunden ein zusätzliches Plus von 30 Prozent der gestiegenen Kosten in Rechnung stellten, begründete den Aufschlag mit gestiegenen Personal- und Sachkosten.
Auch der Dortmunder Energieversorger DEW21, der seinen Kunden demnach 56 Prozent mehr abnahm, nannte zusätzliche Kosten als Grund für den Aufschlag. Auch habe DEW21 zuvor einige Preisrunden ausgesetzt, sagte eine Sprecherin des Unternehmens.