Berlin. . Kurz vor dem Sonderparteitag der Liberalen gerät vor allem Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel in Bedrängnis. Er befürchtet offenbar einen politischen Karriereknick und versucht seine Kritik an Parteichef Rösler zu relativieren.

Kurz vor dem FDP-Parteitag am Wochenende verschärft sich der Kampf um die Spitzenposten: Vor allem Entwicklungshilfeminister Dirk Niebel droht bei den Führungswahlen der Absturz. Den politischen Karriereknick vor Augen, versicherte Rösler-Kritiker Niebel am Donnerstag, er habe „niemanden verraten“.

Auf dem Konvent in Berlin wollen die Liberalen die Wahlkampf-Doppelspitze mit Parteichef Philipp Rösler und Spitzenkandidat Rainer Brüderle installieren: Rösler tritt nach gewonnenem Machtkampf mit Brüderle ohne Gegenkandidaten an – sein 2011 erzieltes Ergebnis von 95 Prozent wird er zwar nicht wieder erreichen, die Delegierten dürften ihm aber doch den Rücken stärken.

NRW-Landeschef Christian Lindner soll Vize-Chef der Bundesliberalen werden

Der direkte Vergleich mit Brüderle entfällt, über ihn stimmt der Parteitag nur per Handzeichen ab. Für die drei Vize-Posten gibt es vier Bewerber: Als sicher gelten die Wahl von NRW-Landeschef Christian Lindner zum ersten Vize und die Bestätigung von Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger. Lindners Comeback in die FDP-Spitze führt aber dazu, dass die beiden Vize-Chefs Birgit Homburger und Holger Zastrow um den dritten Platz konkurrieren müssen. Da dürfte der sächsische FDP-Chef Zastrow das Nachsehen haben.

Er könnte dann für einen der drei Beisitzer-Posten im Präsidium kandidieren – dort würde es richtig eng: Es treten nicht nur die bisherigen Präsiden Niebel und Jörg-Uwe Hahn aus Hessen an, sondern auch der Kieler Fraktionschef Wolfgang Kubicki und Gesundheitsminister Daniel Bahr. Spekuliert wird zudem über eine Bewerbung von Katja Suding aus Hamburg. Für Niebel wird es schwer: Dass er kurz vor der Niedersachsen-Wahl Rösler öffentlich in den Rücken fiel, nehmen ihm viele in der Partei übel. Verzweifelt wehrt sich Niebel jetzt: Er habe Rösler nie als Menschen angegriffen, wolle nur den gemeinsamen Erfolg. „Dicke Freunde waren wir nie“, meint Niebel über Rösler, doch man könne „auch ohne enge emotionale Bindung sehr gut miteinander arbeiten“.