Essen. Joachim Gauck im Kreuzfeuer der Kritik: In einem Interview hat der Bundespräsident die Sexismus-Debatte als “Tugendfuror“ bezeichnet. Kritiker warfen ihm deswegen vor, die Wut von Frauen lächerlich gemacht zu haben. Für unsere Nutzer ist der Fall nicht ganz so eindeutig. Viele verteidigen Gauck.

Joachim Gauck hat während eines Spiegel-Interviews die Sexismus-Debatte als „Tugendfuror“ bezeichnet und bringt so die Frauen der #aufschrei-Initiative gegen sich auf. Doch unsere User können die Empörung um die Aussage des Bundespräsidenten nicht nachvollziehen.

Der User Silera schreibt: „Mit seiner Aussage hat er ja wieder was losgetreten. Genauer betrachtet hat er doch nur gesagt das man zur Sachlichkeit zurück finden sollte und nicht alles unter Sexismus abstempeln sollte.“ Und der Nutzer raimont ergänzt: „Es hört doch nur jeder, was er versteht. Herrn Gaucks Formulierung ist missverständlich, aber doch nur ohne dem zugehörigen Kontext. Folgendes steht auch im Interview: ,Aber eine besonders gravierende, flächendeckende Fehlhaltung von Männern gegenüber Frauen kann ich hierzulande nicht erkennen`, so Gauck.

Auch Leserinnen sind skeptisch

Auch manche weiblichen User können den Aufschrei nicht nachvollziehen. lapadulle kommentiert: „Es wäre vielleicht besser gewesen, wenn mal eine PolitikerIN zu Ruhe und Sachlichkeit auffordern würde - eventuell würden diese Frauen dann entspannter reagieren. Bei Männern scheinen sie ja offensichtlich sofort eine Attacke zu wittern. Ich als Frau finde dieses Palaver peinlich....da gibt es wahrlich ganz andere Sachen, bei denen der Begriff "Sexismus" angebracht ist.“

Inflationärer Umgang mit dem Sexismusbegriff

Für Justizknecht wird zu viel Aufsehen gemacht: „Der inflationäre Umgang mit dem Wort Sexismus verursacht lediglich die Bagatellisierung des wirklichen Sexismus, den es mit allen Mitteln zu bekämpfen gilt. Wer, wie diese unsäglichen Labertaschen, eine Bemerkung des Herrn Brüderle in einem Atemzug mit Gruppenvergewaltigungen in Indien nennt (wie bei Anne Will geschehen) erweist den Opfern von Sexismus einen Bärendienst und sollte sich eher mal darüber Gedanken machen, ob weniger reden/ schreiben nicht manchmal mehr ist.“

Tugendfuror gleich Furie?

Der Nutzer meimel denkt über die tatsächliche Bedeutung des Begriffs „Tugendfuror“ nach: „Wenn ich danach goggle, dann finde ich aber keine Verbindung mit dem Wort Furie. Tugendwut oder Tugendraserei ist als erste Deutung bei "Duden" angegeben“.

Stefanw2468 erklärt der Begriff etwas genauer: „Der Bundespräsident sprach von einem Furor. Das ist weder Englisch noch Denglisch, sondern diesmal Latein. Der von Gauck genannte "Furor" ist maskulin (männlich!) und bezeichnet einen nächtlichen Rachegeist. "Furie" in abwertender Bedeutung für durchgeknallte, rasende Frauen ist darunter nicht zu verstehen.“