Berlin. Einen personellen Neuanfang bei den Piraten wird es vor der Bundestagswahl wohl nicht geben. In einer Mitgliederbefragung strafte die Parteibasis jedoch den umstrittenen Geschäftsführer Ponader ab. Die Piraten nannten ihn „Vollidiot“ und „Dummschwätzer“. Der 36-Jährige will aber nicht zurücktreten.

Trotz Personaltheater und Absturz beim Wähler ist der Vorstand der Piratenpartei noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen. Bei einem am Montag veröffentlichten Online-Voting hat der Vorschlag, im Mai einen Programmparteitag abzuhalten, von der Basis die meisten Stimmen erhalten. Erst an zweiter Stelle kam die Variante, den Parteitag im bayerischen Neumarkt zu verlängern und die beiden vakanten Vorstandsposten nachzubesetzen. Die Freibeuter werden daher voraussichtlich mit dem amtierenden Spitzenpersonal in den Bundestagswahlkampf ziehen.

Bei der Umfrage konnten die Piraten auch die Arbeit der einzelnen Vorstandsmitglieder bewerten. Rund 5000 der 32.000 Freibeuter haben sich daran beteiligt. Während Parteichef Bernd Schlömer nach eigenen Angaben die Note 3,2 erhalten hat, ist das Ergebnis für Johannes Ponader ein Debakel geworden.

Ponader als „verstrahlter Spinner“ und „Vollhonk“ beschimpft

Rund 2000 Piraten beurteilten die Arbeit des politischen Geschäftsführers. Fast 1200 straften ihn mit einer Sechs ab, viele holten auch zum verbalen Rundumschlag aus. Ponader sei ein „Vollidiot“, „verstrahlter Spinner“, „Dummschwätzer“, „Vollhonk“ „Schmarotzerhippie“, „Super-GAU“, „selbstverliebt“, „parteischädigend“ und „teamunfähig“ – um nur einige Bewertungen zu nennen.

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Der 36-jährige Lebenskünstler, der auch im Vorstand als isoliert gilt, lehnte gestern einmal mehr seinen Rücktritt ab. Er sei aber bereit, auf dem Parteitag sein Amt zur Verfügung zu stellen. Außerdem kritisierte er das Online-Voting, weil es die Ergebnisse verzerre.

Schlömer will um Grüne werben

Wie aus der Umfrage hervorgeht, wollen sich die Freibeuter in Neumarkt am liebsten um die Themen Arbeit und Soziales, Energiepolitik sowie Wirtschaft und Finanzen kümmern. Als Wahlkampfthemen favorisieren sie Freiheit und Grundrechte, Mitbestimmung und Datenschutz. Schlömer will im Wahlkampf vor allem um Grünen-Sympathisanten werben. Denn: „Die Grünen verabschieden sich in Richtung Union“, diagnostizierte der Piraten-Chef.