Hagen/Siegen. . 75 Lehrer in Siegen, 150 Streikende in Unna: Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) startete am Dienstag auch im Sauer- und Siegerland mit ihren Protesten von Lehrern. In der Region aber fielen nur wenige Schulstunden aus.

Es sind Nadelstiche. 800 Lehrer haben nach Angaben der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) gestern im Regierungsbezirk Arnsberg gestreikt. 800 von annähernd 7000 angestellten Lehrer an 1200 öffentlichen Schulen. Etwa 30.000 Beamte waren im Dienst.

Nadelstiche, die an vielen Schule in Südwestfalen nach Angaben der Schulleiter kaum zu spüren waren. Und dennoch ist man bei der Gewerkschaft mit der Streikbeteiligung durchaus zufrieden. Mit 150 Kollegen hatte Volker Maibaum von der GEW Dortmund im Streiklokal gerechnet. „Viele Angestellte sind nur befristet beschäftigt. Die haben Angst zu streiken“, erklärt er. Gekommen aber waren doch 350. Nicht nur aus Dortmund, sondern auch Hagen, dem Ennepe-Ruhr-Kreis, dem Märkischen Kreis und dem Hochsauerland.

Streiken gelernt

150 Streikende verzeichnete man in Unna. 75 Lehrer hatten sich am Standort Siegen in die Listen eingetragen - von insgesamt 180 Gewerkschaftsmitgliedern im Landkreis. Beim letzten Streik, vor zwei Jahren, waren es 55 Streikende. Und vor sechs Jahren, als man erstmals im Ausstand war, da kamen gerade einmal vier, erinnert sich Streikleiter Dieter Granzow. „Die Lehrer müssen das Streiken erst lernen“, sagt er.

Schnell begriffen haben sie es offenbar in Wenden. Vor zwei Jahren hatte sich an der dortigen Hauptschule keiner der Angestellten an dem Ausstand beteiligt, berichtet Schulleiter Joachim Winkelmann. Diesmal waren es acht von zehn. „Der Frust über die unterschiedliche Bezahlung von angestellten und verbeamteten Lehrern ist mittlerweile offenbar ziemlich groß“, so Winkelmann. Etwa 500 Euro verdienen Gewerkschaftsangaben zufolge Beamte jeden Monat mehr als Angestellte an den Schulen. Vor allem dagegen wehren sich die Streikenden.

60 Stunden ausgefallen

60 Stunden mussten an der Wendener Hauptschule ausfallen, weil nicht nur gestreikt wurde, sondern auch fünf Kollegen krank gemeldet waren. Der Schulleiter war vorab über die Streikbereitschaft informiert, damit die Fahrschüler, von denen manche morgens mehr als 30 Minuten mit dem Bus unterwegs sind, sich nicht umsonst auf den Weg machen mussten.

Unterricht hatten in Wenden gestern die Zehntklässler, die sich auf die zentralen Prüfungen vorbereiten müssen. Und die Achtklässler, die an den Lernstandserhebungen im Fach Englisch teilnahmen. Andere Schüler hingegen, die laut Stundenplan vorwiegend von den streikenden Kollegen unterrichtet wurden, durften gestern zu Hause bleiben und dort Aufgaben lösen. Im ländlichen Wenden sei dies auch für die jüngeren Kinder kein Problem, weil Eltern, Großeltern oder Verwandte sich kümmern könnten, erklärt Schulleiter Winkelmann.

An der Siegener Realschule „Am Häusling“ waren es dagegen die Zehntklässler, die frei hatten, wie Dieter Granzow berichtet. Die jüngeren Kinder wurden unterrichtet. Lediglich die Randstunden am Morgen und gegen Mittag fielen für sie aus. Sechs von sieben angestellten Lehrern waren an der Realschule im Streik, über 30 Stunden wurden gestrichen. Etwas mehr als ein kleiner Nadelstich.