Berlin. Zum Auftakt einer bundesweiten Warnstreik-Welle sind in Berlin nach Gewerkschaftsangaben rund 5000 angestellte Lehrer und Erzieher für mehr Geld auf die Straße gegangen. An mehr als 200 der rund 800 Schulen beteiligten sich Pädagogen von 7.30 Uhr an einem ganztägigen Warnstreik.

Sie kamen mit Trillerpfeifen, Fahnen und Plakaten: Tausende angestellte Lehrer und Erzieher haben am Montag in Berlin für eine bessere Bezahlung gestreikt. Statt in den Klassenräumen zu unterrichten, gingen zum Auftakt der bundesweiten Warnstreiks im öffentlichen Dienst der Länder in der Hauptstadt mehr als 5.000 Pädagogen auf die Straße, wie die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) mitteilte. Tausende Schüler in mehr als 200 Schulen waren davon betroffen. Ab Dienstag sind Streiks in weiteren Bundesländern geplant.

Streikende Lehrer und Erzieher versammelten sich in Berlin vor ihren Schulen und Kitas und zogen am Vormittag zur Innenverwaltung im Bezirk Mitte. Dort fand eine Kundgebung statt. Auf Plakaten und Transparenten hieß es unter anderem "Bildungswüste Berlin" oder "Starke Schüler brauchen starke Lehrer". Vor allem die finanzielle Ungleichbehandlung mit den verbeamteten Kollegen prangerten die angestellten Pädagogen an. Mit der Beteiligung an dem Warnstreik sei man "voll zufrieden", sagte der GEW-Landessprecher Tom Erdmann.

Kritik an unterschiedlicher Bezahlung

"Wir sehen einfach nicht ein, dass Kollegen unterschiedlich bezahlt werden", sagte eine Teilnehmerin der Nachrichtenagentur dapd. Grundsätzlich verdienten Lehrer nicht schlecht. Es sei aber zum Beispiel nicht fair, dass aus anderen Ländern neue Lehrer als Beamte abgeworben würden und dann mehr Gehalt bekämen als gleichaltrige Kollegen, die in Berlin als Angestellte angefangen hätten.

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Nach GEW-Angaben erhält ein angestellter Lehrer in 40 Berufsjahren insgesamt 150.000 Euro netto weniger als ein Beamter. In Berlin werden Lehrer seit 2004 nicht mehr verbeamtet. Mittlerweile gibt es 8.000 Angestellte in diesem Bereich. Bereits Mitte Januar hatten Pädagogen an mehr als 100 Schulen für ihre Forderungen zeitweise die Arbeit niedergelegt.

In der vergangenen Woche waren die Tarifverhandlungen zwischen ver.di, GEW und der Gewerkschaft der Polizei (GdP) auf der einen Seite sowie den Bundesländern ohne Hessen auf der anderen Seite in Potsdam ergebnislos vertagt worden. "Die Arbeitgeber haben keine Bereitschaft erkennen lassen, in der zweiten Runde ein Angebot vorzulegen. Das ist nicht akzeptabel", sagte der ver.di-Vorsitzende Frank Bsirske damals.

Verhandlungsatmosphäre soll "ein bisschen aufgeheizt" werden

"Ohne Angebot kein Kompromiss", betonte am Montag die GEW-Landesvorsitzende Doreen Siebernik. Deshalb werde man die Verhandlungsatmosphäre nun "ein bisschen aufheizen". Die große Zahl der Streikenden zeige, dass die Gewerkschaft dazu die Kraft habe.

Die Gewerkschaften fordern für die rund 800.000 Beschäftigten eine Lohnerhöhung von 6,5 Prozent sowie für Auszubildende eine Übernahmegarantie und 100 Euro mehr pro Monat. Am 7. und 8. März ist in Potsdam die dritte Verhandlungsrunde geplant. Für den 6. März kündigte ver.di weitere Streiks in Berlin und Brandenburg an. (dapd)