Berlin. Verteidigungsminister, EU-Kommissar oder doch weiter Wirtschaftsminister? Welche Rolle Karl-Theodor zu Guttenberg demnächst in Berlin einnimmt, ist noch unklar. Sicher dagegen ist: Es wird eine wichtige Rolle sein. Der 37-Jährige gilt als Multitalent - und könnte zum "Giga-Minister" werden.
Karl-Theodor zu Guttenberg ist ein Multitalent. Der Wirtschaftsminister wäre erste Wahl, wenn die Deutschen mit einem Politiker in den Urlaub fahren könnten, er wurde jüngst zum bestangezogenen deutschen Politiker gewählt und bewies sich auch schon als Discjockey. Das ist aber noch gar nichts gegen die politischen Ämter, die dem CSU-Politiker zugetraut werden: Vom Verbleib im Wirtschaftsministerium bis hin zum EU-Kommissar ist alles dabei.
Unionspolitiker möchten Guttenberg als Verteidigungsminister
Die Ressortverteilung wird in den laufenden Koalitionsverhandlungen von Union und FDP erst zum Schluss vorgenommen. Wer welches Ministerium bekommt, darüber kann zurzeit nur spekuliert werden. Innerhalb dieser Spekulationen allerdings gerät Guttenberg zum Giga-Minister.
Viele Unionspolitiker würden den Freiherrn aus Franken beispielsweise gerne als neuen Verteidigungsminister und Nachfolger von Franz Josef Jung sehen. Es verdichten sich jedoch die Anzeichen, dass Jung (CDU) im Amt bleibt.
Guttenberg als EU-Kommissar?
In der CSU wird damit gerechnet, dass sie für den Fall von Schwarz-Gelb drei Ministerposten bekommt, und aus dieser Annahme nährt sich die Spekulation, dass Guttenberg auch Bundesfinanzminister werden könnte. Angeblich hat der verheiratete Vater von zwei Kindern selbst Ambitionen in diese Richtung geäußert. Belegt ist das aber alles nicht.
Das jüngste Gerücht: Guttenberg wird EU-Kommissar in Brüssel. Nach Informationen der «Süddeutschen Zeitung» könnte das Teil des Gesamtpakets bei der schwarz-gelben Regierungsbildung werden. Dagegen spricht jedoch, dass die CDU den Posten für sich beansprucht. Und in Unionskreisen heißt es dazu, Guttenberg selbst wolle zurzeit nicht aus Berlin weg.
Bestes Erststimmenergebnis bei der Bundestagswahl
Denn bei aller Spekulitis ist eines klar: Guttenberg wird seine bundespolitische Karriere nicht als Wirtschaftsminister beenden. Die Wetten stehen hoch, dass der Oberfranke im Kabinett Merkel bleibt und außerdem nächster CSU-Parteivorsitzender und damit Nachfolger von Horst Seehofer wird.
Bereits bei seiner Wahl zum CSU-Bezirkschef räumte Guttenberg mit einem sehr guten Ergebnis ab. Beim letzten CSU-Parteitag wurde er bei den Vorstandwahlen mit 95,6 Prozent Stimmenkönig. Bei der Bundestagswahl erzielte Guttenberg dann gar mit 68,1 Prozent das deutschlandweit beste Erststimmenergebnis.
Seehofer leidet unter Guttenbergs Erfolg
Der Ruhm allerdings ruft auch Neider auf den Plan, und hier schließt sich der Kreis zu den Personalspekulationen. Gerüchte über künftige Posten können dem Betreffenden durchaus auch schaden, und meistens steckt hinter einem Gerücht natürlich jemand, der es verbreitet hat.
Von CSU-Chef Horst Seehofer haben manche in seiner Partei den Eindruck, dass ihm Guttenbergs Erfolg schon fast zu viel ist. Nach außen gibt sich Seehofer gelassen, verweist auf die jungen Leistungsträger, die ja immerhin er an die Spitze gebracht habe. Aber sinkende Umfragewerte für Seehofer, der Denkzettel beim Parteitag in Nürnberg, wo er gerade mal mit 88 Prozent der Stimmen zum Vorsitzenden gewählt wurde, sprechen eine andere Sprache.
Erster CSU-Bundeskanzler?
Bleibt eine weitere Spekulation, die ausgerechnet von Seehofer befeuert wurde. «Irgendwann wird's auch mal wieder schnackeln mit einem Kanzlerkandidaten oder einer Kanzlerkandidatin», meinte der CSU-Chef vor einigen Wochen. Bislang gab es mit Franz Josef Strauß und Edmund Stoiber nur zwei CSU-Kanzlerkandidaten - und beide mussten sich bei der Bundestagswahl jeweils der SPD geschlagen geben.
Guttenberg könnte es reißen, freuen sich schon viele in der CSU, auch wenn sie wissen, dass sie damit noch Jahre warten müssen. Aber Guttenberg und die CSU haben Zeit. Der bisher jüngste Wirtschaftsminister der Nachkriegsgeschichte ist 37 Jahre alt. Er muss sich nicht beeilen, um auch noch Deutschlands jüngster Bundeskanzler zu werden. Angela Merkel als bislang jüngste Amtsinhaberin war 51 Jahre alt, als sie den Job antrat. (ap)