Essen. Wie soll ein Lehrer seinen Schülern erklären, dass die seit fast einem Jahr geplante Klassenfahrt abgesagt werden muss, weil nicht genug Geld da ist? Und das obwohl viele Lehrer bereit wären, die Reise aus eigener Tasche zu zahlen, es aber nicht mehr dürfen. Dies hat das Bundesarbeitsgericht vor kurzem entschieden. Unsere Nutzer nehmen diese Gerichtsentscheidung zum Anlass, sich kritisch mit dem Thema auseinanderzusetzen.

Laut eines Gerichtsurteils müssen Lehrer ihre Reisekosten für Klassenfahrten aus dem dafür vorgesehen Haushalt der Schulen erstattet bekommen. Doch das Budget der meisten Schulen ist zu knapp, um allen Pädagogen die anfallenden Kosten für eine Klassenfahrt rückzuerstatten. Das Resultat ist: Viele Klassen und Kurse werden zu Hause bleiben müssen. Dies trifft vor allem Schüler aus erwerbsschwachen Familien. Für diese Kinder oder Jugendlichen wäre eine Klassenfahrt die erste große Reise, womöglich die erste Möglichkeit ins Ausland zu reisen.

Das Thema regt unsere Leser zu zahlreichen Kommentaren und Diskussionen an.

So schreibt der User Hirtentasche: „Gut ist, dass endlich einmal bekannt wird, was bereits seit vielen Jahren Alltag ist. Lehrer unterschreiben Verzichtserklärungen und müssen für tagelangen, höchst anstrengenden 24-Stunden-Dienst, den sie auf Klassenfahrten regelmäßig leisten, auch noch selbst zahlen.“ Allerdings findet es dieser Leser schade, dass das Urteil nun die Schüler bestrafe und ist deshalb der Meinung das Ministerium müsse dringend den Etat für Reisekosten erhöhen. Dass die Reisekosten für die Lehrer zurückerstattet werden müssen, davon ist auch der Nutzer ruhrgebieti überzeugt; es seien schließlich Dienstreisen.

Sind Klassenfahrten Dienstreisen?

Das sieht der User Meinemal anders und stellt die Frage: „Seit wann sind Klassenfahrten Dienstreisen?“ Für Meinemal könne man Klassenfahrten nicht mit Dienstreisen gleichsetzen, so sollen die Lehrer die anfallenden Kosten auch selbst tragen.

Der Nutzer Zecke hält dagegen, denn ein Lehrer übe während der Fahrten seinen Beruf aus und könne deswegen „nicht gleichzeitig Urlaub haben.“ Wenn es eben kein Urlaub sei, müssen die Lehrer die Reisenkosten auch nicht aus eigener Tasche bezahlen. Wurzelputz unterstützt diese Aussage und stellt einen Vergleich an: Schickt eine Firma jemanden auf Dienstreise, „würde kein Mensch fahren, wenn die Reisekosten nicht von der Firma bezahlt oder erstattet werden!“ Taosnm stellt zunächst fest, dass Klassenfahrten ein Muss seien, da habe dieser Nutzer keine Zweifel. Im Weiteren stärkt er die Aussagen der Befürworter: „Dass Lehrer ihre Kosten ersetzt bekommen, ist ebenfalls selbstverständlich.“, er gibt jedoch zu bedenken: „Nicht selbstverständlich ist allerdings die Anspruchshaltung, was die Ziele betrifft. Frankreich, Italien, Israel. Nein, das muss nicht sein.“

Das Ausland ist zu teuer

Für den Nutzer ruhrgebieti ist die Sache nicht so klar. Er stellt bei den Jugendlichen oftmals übersteigerte Ansprüche an eine Klassenfahrt fest. Seien die Reiseziele beispielsweise Tirol oder auch Wales, so dürfe man sich nicht über die hohen Kosten wundern. Irabu schließt sich an: „Wieso müssen die Ziele immer so weit sein? Wenn sie ein pädagogischen Zweck erfüllen sollten, dann reicht doch wirklich die Skifreizeit im Sauerland.“ Rally stimmt diesem Standpunkt zu: „Möhnesee, Sauerland oder so sollt es auch tun! Wenn ich die Reiseziele so lese, Malta, Prag oder London. Sind die Ansprüche heute so hoch?“ Und der Nutzer melr sucht auf diese Frage eine Antwort: „Vermutlich wollen die sich auch gegenseitig mit den Klassenfahrten übertrumpfen.“ Wenn die eine Klasse nach Irland fahre, dann müsse die Nachbarklasse noch einen drauflegen, um vor den anderen nicht als „langweilig“ zu gelten.

Und Codemancer vertritt die Ansicht, man müsse rechtzeitig und gut planen, dann komme man immer günstig weg, egal ob „man nach Tirol oder nach Berlin fährt.“

Das Geld wird falsch verteilt

Andere User konzentrieren sich nicht auf die Fragen, ob Klassenfahrten Dienstreisen sind oder wohin diese gehen, sondern bemängeln den Umgang der Landesregierung mit öffentlichen Geldern. So auch der Nutzer Schluppi: „Für alle möglichen Dinge ist Geld da, nur nicht für Schüler. Wer soll das noch verstehen.“ Tom009 wird bei diesem Thema konkreter und schreibt, dass einerseits Millionen für U-Bahnen ausgegeben werden, jedoch andererseits es zu viele marode Schulgebäude gebe und Eltern in Eigeninitiative Klassenräume renovieren müssen. So verhalte es sich auch eben bei den Geldern für Klassenfahrten.

Lehrer wollen, aber dürfen nicht!

Zum Schluss soll Frau_L zu Wort kommen. Sie bringt als betroffene Lehrerin zwei Aspekte des Problems auf den Punkt: „Lehrer dürfen - ja, sie dürfen ihre Kosten nicht mehr selber tragen. Wir würden das sehr gerne tun, wie wir das jahrzehntelang schon gemacht haben, es ist uns aber untersagt. Die Fahrten werden einfach nicht genehmigt. Und zweitens: Freiplätze dürfen ebenfalls nicht angenommen werden, weil dann Vorteilsnahme vorläge.“