Berlin. “Zeitungen sind ein Produkt, das die Demokratie beflügelt“, so Christian Nienhaus, Geschäftsführer der WAZ Mediengruppe und Vorsitzender des Zeitungsverlegerverbands NRW. Über die Zukunft des Journalismus sprachen Manager der größten deutschen Verlage am Mittwoch mit Medienpolitikern im Bundestag.
"Leser sind Wähler. Nicht-Leser sind Nicht-Wähler." Der Befund, den der Chemnitzer Verlagsmanager Ulrich Lingnau am Mittwoch den Medienpolitikern im Bundestag auf den Tisch gelegt hat, bringt die Sorge der Abgeordneten auf den Punkt: Nach der Einstellung der "Financal Times Deutschland" (FTD), der Insolvenz bei der Frankfurter Rundschau und der Redaktionsschließung bei der Westfälischen Rundschau fragen jetzt die Fachpolitiker: "Wie geht es weiter mit den Zeitungen? Welche Zukunft hat guter Journalismus?"
Antworten dazu gab eine hochkarätig besetzte Expertenrunde - darunter auch Manager der größten deutschen Verlage. "Zeitungen sind ein Produkt, das die Demokratie beflügelt", so Christian Nienhaus, Geschäftsführer der WAZ Mediengruppe und Vorsitzender des Zeitungsverlegerverbands NRW. "Wir haben als Verleger nicht unser Ethos über Bord geworfen." Regionale Zeitungen in Marktführerschaft hätten "eine ordentliche wirtschaftliche Basis". Es gebe aber Fälle, wie etwa bei der Westfälischen Rundschau, wo man handele, "um nicht später noch größere Schnitte machen zu müssen". Die Gesamtlage sei durchaus nicht leicht: Im Laufe des letzten Jahrzehnts sei das Anzeigenvolumen um mehr als die Hälfte zurück gegangen.
Botschaft: Die Zeitung stirbt nicht
Mathias Döpfner, Vorstandschef der Axel Springer AG, bestätigte die Sorge der Politiker. In Zukunft sei bei der herkömmlichen Zeitung auf Papier kein Wachstum mehr in Sicht. Aber: "Ich bin nicht kulturpessimistisch." Zum Beweis hielt der Springer-Chef ein Din-A-4-Blatt hoch: "So sieht die Zeitung in sieben, zehn oder 15 Jahren aus." Eine Folie, biegsam wie Papier, aber mit digitaler Oberfläche. Die Botschaft: Die Zeitung stirbt nicht. "Sie hat ihre beste Zeit noch vor sich."
Eine mögliche Lösung sieht die Branche in Bezahlmodellen für Online-Angebote. Das Problem: "Wir haben noch kein Geschäftsmodell dafür", so Nienhaus. Als wichtige Voraussetzung für einen ökonomisch tragfähigen Journalismus im Netz gilt das Leistungsschutzgesetz, das Verlegern ermöglicht, ihre Inhalte gegen die kostenlose Nutzung durch andere kommerzielle Anbieter zu schützen. Der Gesetzentwurf soll nach dem Willen der Union in Kürze vom Bundestag beschlossen werden.
Vorschläge, den Zeitungsverlagen zum Erhalt der Pressevielfalt mit Stiftungsmodellen unter die Arme zu greifen, lehnte Döpfner rundweg ab: "Eine grausige Vorstellung." Die deutschen Verlage dürften nicht in den Einfluss von Mäzenen oder politischen Interessengruppen geraten.