Essen. . Der Vorsitzender der Zeitungsverleger NRW, Christian Nienhaus, wirbt für mehr Zusammenarbeit von Redaktionen im Lokalen. Denn er weiß: Vor Ort ist die Zeitung am stärksten.

Viele Zeitungsverlage sind längst zu Medienhäusern geworden. Überregional aufgestellt geben sie mehrere Titel heraus oder liefern Mantelteile an andere Zeitungen, sind an Radiosendern beteiligt und online aktiv, veröffentlichen Anzeigenblätter und Magazine. Ein Alleinstellungsmerkmal bleibe aber der Lokalteil, sagte Christian Nienhaus, Vorsitzender des Zeitungsverlegerverbandes NRW, im Vorfeld des am heutigen Montag beginnenden Medienforums NRW der Nachrichtenagentur dpa. Nienhaus ist, zusammen mit Manfred Braun, Geschäftsführer der WAZ Mediengruppe.

Nienhaus betonte, Lokalzeitungen eines großen Medienhauses seien kein Widerspruch in sich: „Natürlich geht das zusammen, denn die Finanzierung von sehr kleinen Lokalausgaben kann überhaupt nur noch ein großes, solides Verlagshaus bewerkstelligen.“

Manche Ausgaben einer Zeitung seien „für sich unwirtschaftlich“. Nienhaus weiter: „Man kann sie nur im großen Verbund organisieren. Das steht aber überhaupt nicht im Widerspruch zu der These, dass der Lokaljournalismus unser Alleinstellungsmerkmal ist, dass man die Kräfte noch mehr auf das Lokale konzentrieren muss. Die Weltnachrichten von der Fußball-EM, über Obama oder Syrien müssen wir zwar bringen, aber die kann man auch woanders bekommen. Die kleinen Sensationen des Lebens dagegen erfahren die Leute nur bei uns in der Lokalzeitung.“

Nienhaus sprach sich für eine Zusammenarbeit zwischen Verlagen aus, durchaus im Sinne gemeinsamer Lokalredaktionen. „Das ist absolut sinnvoll. Vor über zehn Jahren habe ich bei der ,Badischen Zeitung’ in Freiburg mit dem ,Südkurier’ in Konstanz in Lokalausgaben Kooperationen organisiert.“

Nienhaus nannte zwei Möglichkeiten der Zusammenarbeit, um wirtschaftlich schwache Ausgaben zu retten: „Die Zusammenarbeit im Lokalen, um die Vielfalt im Mantel zu sichern“ zum einen. Auf der anderen Seite gebe es „die klassische Mantellieferung, bei der die kleine Zeitung mit eigenen regionalen und lokalen Teilen den Mantel von jemand anderem bezieht“. Rechtliche Hindernisse gebe es bei der gegenseitigen Belieferung mit Inhalten nicht.

Zugleich deutete Nienhaus an, dass exklusive lokale Nachrichten im Internet möglicherweise künftig kostenpflichtig werden könnten. Aber: „Hier muss man den richtigen Weg noch finden.“