Algier. Mehrere Dutzend Geiseln sind in Algerien von ihren Entführern getötet worden. Auch islamistische Geiselnehmer sind ums Leben gekommen sein. Mehrere Verschleppte sollen bei dem Angriff der Luftwaffe befreit worden sein. Die Entführer fordern von Frankreich das Ende des Mali-Feldzugs.

Die algerische Armee ist am Donnerstag mit Boden- und Luftstreitkräften gegen islamistische Geiselnehmer auf einem Gasfeld vorgegangen. Der algerische Kommunikationsminister Mohamed Said sagte, es seien bei dem am Abend offenbar beendeten Einsatz mehrere Geiseln befreit worden, jedoch habe es auch Tote und Verletzte gegeben. Der britische Premierminister David Cameron sagte wegen der Krise eine lang erwartete Rede zur EU ab.

Die Lage auf dem Gasfeld im Osten Algeriens, das die Geiselnehmer am Mittwoch überfallen hatten, war nach dem Beginn des Militäreinsatzes unübersichtlich. Die Islamisten der Gruppe "Unterzeichner für Blut" hatten sich zu der Tat bekannt und ein Ende des französischen Einsatzes im Nachbarland Mali gefordert. Nach eigenen Angaben hatten sie rund 40 ausländische Geiseln in ihrer Gewalt, darunter Briten, Norweger, US-Bürger und Franzosen.

Militäraktion wurde am Abend beendet

Said rechtfertigte den Einsatz. Die Regierung habe zunächst auf Verhandlungen für eine friedliche Lösung gesetzt. Die Intervention sei aber notwendige geworden, da die "schwer bewaffneten" Geiselnehmer mit ihren ausländischen Geiseln ins Ausland fliehen wollten, um sich ihrer anschließend als Erpressungsmittel zu bedienen. Dem Minister zufolge wurde "eine bedeutende Zahl Terroristen" beim Versuch, zu fliehen "ausgeschaltet".

Später am Abend berichtete die algerische Nachrichtenagentur APS unter Berufung auf Angaben der örtlichen Präfektur, die Militäraktion sei beendet. Angaben über Tote und Verletzte gab es zunächst nicht.

Ein Sprecher der Geiselnehmer sagte der mauretanischen Nachrichtenagentur ANI, bei dem Militäreinsatz seien 34 Geiseln und 15 Kidnapper getötet worden. Sieben Ausländer seien aber noch am Leben, sagte der Sprecher und drohte im Fall eines Vordringens der Armee auf die Anlage, "alle Geiseln" zu töten. Algerischen Medien zufolge gelang 15 Ausländern und 30 Algeriern vor dem Angriff die Flucht. Später seien 600 weitere Geiseln befreit worden.

Briten-Premier Cameron verschiebt seine Rede zur EU

Cameron warnte seine Landsleute, sie müssten sich auf "schlechte Nachrichten" einstellen. Die Lage auf der Gasanlage sei "sehr schlecht" und "sehr gefährlich", mindestens ein Brite sei getötet worden. Über seinen Sprecher erklärte er, er wäre gern im Vorfeld über die Militäraktion informiert worden. Zudem gab er bekannt, dass er seine lang erwartete Rede am Freitag in Amsterdam zum Verhältnis seines Landes zur EU wegen der Krise auf unbestimmte Zeit verschoben habe.

Frankreichs Präsident François Hollande bezeichnete die Lage vor Ort am Abend als "dramatisch". Norwegens Regierungschef Jens Stoltenberg sagte, sie hätten keine Neuigkeiten von neun norwegischen Mitarbeitern von Statoil auf der Anlage. Deutsche waren laut Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) nicht betroffen. (afp)