Berlin. . Jedes dritte Neugeborene hat nicht verheiratete Eltern, so der aktuelle Familienreport. Doch weil die meisten Kinder verheiratete Eltern haben, hält die Familienministerin die Ehe nach wie vor für stabil. Gleichzeitig verbreitet sie vorsichtigen Optimismus: Frauen bekommen wieder mehr Kinder.

Immer weniger Kinder haben verheiratete Eltern. Die Ehe als Familienmodell ist in den letzten 15 Jahren um ein Drittel zurückgegangen. Dennoch bleibt die Ehe die bei Weitem häufigste Familienform in Deutschland: Drei von vier Kindern wachsen mit verheirateten Eltern auf. „Die Ehe ist stabil“, heißt es deswegen im CDU-Familienministerium. Doch die nicht-ehelichen Lebensgemeinschaften holen auf.

In den letzten 15 Jahren hat sich ihr Anteil fast verdoppelt. Knapp jedes zehnte Kind lebt heute bei Eltern ohne Trauschein. Deutlich höher ist allerdings die Zahl der Alleinerziehenden – betroffen ist etwa jede fünfte Familie.

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Von Birgitta Stauber-Klein

Insgesamt rund acht Millionen Familien mit Kindern verzeichnet der „Familienreport 2012“ in Deutschland – das sind eine Million weniger als noch Mitte der 1990er-Jahre. 5,7 Millionen Familien folgen dem traditionellen Modell mit verheirateten Eltern. Daneben gibt es 1,6 Millionen Alleinerziehende und rund 750 000 nicht-eheliche Lebensgemeinschaften mit Kindern.

Die Zahl der Kinder, deren Eltern bei der Geburt nicht oder noch nicht verheiratet waren, steigt seit den 60er-Jahren nahezu stetig an. 1965 wurde nur jedes zwanzigste Kind unehelich geboren, 2011 bereits jedes dritte. Etliche Eltern heiraten heute allerdings auch erst nach der Geburt des ersten Kindes.

Schröder: Fast nur gute Nachrichten

Zur Vorstellung des „Familienreports 2012“ am Mittwoch trägt die Ministerin ein grünes T-Shirt unter ihrem Blazer. Grün ist die Farbe der Hoffnung – und welche Hoffnung Kristina Schröder in diesen Tagen hat, ist leicht zu erraten: Die Familienpolitik der CDU-Frau hat im Land keinen guten Ruf. Der Report soll nun beweisen, wie falsch diese Sicht ist. Schröder sieht darin fast nur gute Nachrichten – und „vorsichtige Zuversicht“ sogar bei der seit Jahrzehnten schwächelnden Geburtenrate.

„Die Geburtenrate kann sich mittelfristig positiv verändern“, glaubt Schröder. Statistische Prognosen zeigten, dass nach 1970 geborene Frauen am Ende mehr Kinder haben werden als bislang angenommen. Der Trend zu immer späteren Geburten, gerade auch beim zweiten oder dritten Kind, sei noch nicht zum Stillstand gekommen, heißt es im Familienreport.

Auch bei Ehe und Partnerschaft gibt es laut Schröder gute Nachrichten: „Die Deutschen sind nicht im Scheidungsfieber.“ Die Zahl der Scheidungen sei seit Jahren stabil. Etwa jede dritte Ehe scheitert – und das „verflixte siebte Jahr“ gibt es tatsächlich: 2011 wurden die meisten Ehen im sechsten oder siebten Jahr geschieden. Auch nach einer Trennung würden viele an Partnerschaft und Familie festhalten. Studien zeigten zudem, dass Kinder in Stief- und Patchwork-Familien nicht unzufriedener seien als andere.

„Stabilisierendes Element“

„Familie ist das stabilisierende Element in Deutschland“, so Schröder. Angesichts einer immer älter werdenden Gesellschaft habe die Politik ein „riesengroßes Interesse“ daran, den familiären Zusammenhalt zu stärken. Die von der SPD geplanten Kürzungen beim Kinderfreibetrag hält Schröder indes für falsch: Betroffen seien Familien von 3,48 Millionen Kindern. „Die SPD trifft damit nicht nur reiche Direktorenkinder, sondern langt weit in die Mittelschicht hinein.“