Los Angeles. Jodie Foster machte bei der Verleihung der Golden Globes dezent ein offenes Geheimnis bekannt: Sie liebt Frauen. Foster fräst mit ihren stahlblauen Augen und drei, vier klugen Sätzen in zehn Minuten 100 Löcher in die Seelen-Hornhäute ihrer Zunft. Selbst der Bollerkopf Tarantino musste für einen Moment schlucken.
Liebeserklärungen, eingebettet in Dankesreden bei Preisverleihungen, gehören oft zu den peinlichsten Momenten, die Hollywood im Programm hat.
Nirgends wird so tränenreich kalkuliert und hilflos gestammelt wie hier. Es sei denn Jodie Foster geht ans Mikrofon und fräst mit ihren stahlblauen Augen und drei, vier klugen Sätzen in zehn Minuten 100 Löcher in die Seelen-Hornhäute ihrer Zunft.
So dass am Ende selbst die größten Zyniker nach Taschentüchern verlangen. Am Sonntagabend bei den „Golden Globes“ in Beverly Hills stahl die jüngste dienstälteste Frontfrau der Traumfabrik allen die Schau.
Nicht mit erratischen Andeutungen über einen womöglich bevorstehenden Abschied von der Bühne, die sie später bei den obligatorischen Partys eilends zurücknahm.
Jodie Foster liebt Frauen
Nein, zum ersten mal gestand die Starschauspielerin vor laufender Kamera auf bewegende Art und Weise, was eigentlich niemanden etwas angeht: Jodie Foster liebt Frauen. Eine besonders. So, jetzt ist es endlich raus.
Obwohl: Ein echtes Geheimnis hat die seit sage und schreibe 47 Jahren vor der Kamera stehende Darstellerin und Regisseurin um ihre Homosexualität ja nie gemacht. Nie war sie mit einem Mann gesehen worden, der mehr mit ihr getan hätte als zu reden. Nie hatte im geltungssüchtigen Hollywood, wo öffentliches „Gay“-Sein noch immer tabuisiert wird, jemand die Klatschpresse mit der Selbstbezichtigung beliefert, ihr Liebhaber gewesen zu sein.
Keine große Ich-bin-lesbisch-und-das-ist-auch-gut-so-Glocke
Nicht mal auf der Leinwand ist in Erinnerung, dass sie von Herzen Männer geküsst hätte. Jodie Foster, in deren Filmen es meist um den Überlebenswillen von Frauen in einer feindlich gesonnenen Umgebung geht, ist seit Ewigkeiten homosexuell. Sie hat ihre Liebe zu einer Produzentin, mit der sie ihre wahrscheinlich durch künstliche Befruchtung empfangenen Söhne Charles und Kit bis vor kurzem gemeinsam aufgezogen hat, nur nie offensiv an die große Ich-bin-lesbisch-und-das-ist-auch-gut-so-Glocke gehängt.
Und jetzt das: „Ich könnte überhaupt nicht hier stehen, ohne einer der größten Lieben in meinem Leben zu danken, meinem heldenhaften Mitelternteil, meiner Ex-Geliebten und Schwester im Geist, meinem Beichtvater, meiner Skipartnerin und Beraterin, meiner lieben Lebensgefährtin während 20 Jahren, Cyndey Bernard.“ Stille Andacht erst, dann Seufzen im Publikum, wo die leicht erröteten Söhne mit Bernard saßen. Selbst der Bollerkopf Quentin Tarantino musste für einen Moment schlucken.
Viel Gepäck in Fosters Lebensrucksack
Warum sie mit der Diskretion gebrochen hat? Für die blitzgescheite Absolventin der Elite-Uni Yale, die mit „magna cum laude“ ihren Abschluss in Literaturwissenschaften über die schwarze Autorin Toni Morrison hinlegte, bedeutet der erst wenige Wochen zurückliegende 50. Geburtstag nach Meinung von Vertrauten eine Befreiung aus einer lange sorgsam gehüteten Sicherheitszone.
„Wer mit 20 Schauspielerin wird, will bemerkt werden“, hat die zweifache Oscar-Preisträgerin mal mal gesagt, „wenn du dein ganzes Leben im Rampenlicht gestanden hast, schottest du dein Privatleben ab, weil man dir sonst zu viel wegnimmt.“ Und wahrlich, bei ihr war viel zu holen. Jodie Foster war 3, als sie für eine Sonnencreme-Werbung zum ersten Mal mit der Kamera in Berührung kam. Und 6, als sie in der vaterlos groß gewordenen Familie mit Mutter Brandy und fünf Kindern zur Großverdienerin wurde. Sie war 12, als sie an der Seite von Robert de Niro als Kindhure Iris in „Taxi Driver“ die Filmwelt eroberte. Sie war keine 20, als ein Irrer, John Hinckley jr., auf Präsident Ronald Reagan schoss, um seinem Idol zu imponieren: Jodie Foster. Sie war nicht mal 30, als sie mit „Little Man Tate“, der Geschichte eines hochbegabten Kindes, ihr bejubeltes Regie-Debüt gab.
Fodie: "So bin ich einfach nicht"
Davor und danach kamen gut 50 Filme, darunter in „Das Schweigen der Lämmer“ mit Anthony Hopkins die gänsehautträchtigsten Dialoge der Filmgeschichte. Viel Gepäck im Lebensrucksack.
Am Sonntag, bei der Verleihung des hochkarätigen Cecil B. DeMille Awards für ihr Lebenswerk und ihre Verdienste um die Filmkunst, war Jodie Foster nach Entladen, aber dosiert. Und mit feinem Spott für die Regeln der Branche. Von Prominenten werde heute erwartet, dass sie ihre Homosexualität „mit einer Pressekonferenz, einem eigenen Duft und einer Reality Show zur besten Sendezeit“ offenbaren, sagte sie. „Tut mir leid. So bin ich einfach nicht.“ Ein Glück.