Düsseldorf. . Der Salafismus in NRW wächst. Immer mehr junge Menschen schließen sich dieser islamistischen Strömung an, im vergangenen Jahr hat sie sich auf 1000 verdoppelt. Die meisten wollen nur missionieren, aber es gibt Salafisten, die viel radikalere Ziele verfolgen, meldet der Verfassungsschutz.
Salafismus gilt als Nährboden für Radikalisierung – und in NRW ist er die am schnellsten wachsende islamistische Strömung. Unter den 10 000 Islamisten hat sich im Jahr 2012 die Zahl der Salafisten an Rhein und Ruhr auf tausend verdoppelt. Sie organisieren sich überwiegend in losen Netzwerken, fast ausschließlich aus dem Ausland gesteuert, so Verfassungsschutzchef Burkhard Freier. Es gebe aber auch „radikalisierte Einzelpersonen“, die ihre Ideologie über das Internet verbreiten – bis hin zur Anleitung zum Bombenbau.
Während sich laut Freier 90 Prozent der Salafisten auf „Missionierungsarbeit“ und politische Propaganda in Hinterzimmern beschränken, zählt der Verfassungsschutz zehn Prozent zum gewaltbereiten Kern, in deren Umfeld auch Hassprediger. Besonders intensiv würden Reisen in ausländische Ausbildungscamps beobachtet. In NRW wurden 20 solcher Fälle gezählt, bundesweit 40. Rückkehrer seien „besonders gefährlich“, so Freier.
Keine Hinweise auf Anschläge
Deutsche Einrichtungen im In- und Ausland befänden sich „im Zielspektrum“ des islamistischen und salafistischen Terrorismus, auch wenn es derzeit keine Hinweise auf konkrete Anschlagziele gebe. Von den 850 Moscheen in NRW seien 20 „auffällig salafistisch“. Als regionalen Schwerpunkt der Beobachtung durch seine Behörde nannte Freier das Rhein-Ruhr-Gebiet und die Städte Aachen, Bochum, Bonn, Düsseldorf, Solingen und Wuppertal.
Mit einem erneuten Wachsen der Salafisten-Szene rechnet Freier in diesem Jahr. Besonders besorgt ihn der Zulauf junger Menschen. Vor allem Jugendliche, die unter mangelnder Anerkennung leiden oder in ihrer Entwicklung gestört sind, seien anfällig für salafistische Bestrebungen. Religiöse Ideologie folge als Motiv der Jugendlichen erst an zweiter Stelle.
NRW will mit Aufklärung gegensteuern
Mit Aufklärung und dem geplanten Aussteigerprogramm will NRW gegensteuern. Da sich, so Innenminister Ralf Jäger (SPD), Salafisten extrem abschotten, müsse der Ausstieg junger Leute vorbereitet werden, „noch bevor sie einsteigen“. Dazu sei die Zusammenarbeit mit Jugend- und Sozialämtern sowie den Imamen der örtlichen Moscheegemeinden erforderlich. Laut Freier konzentriert der Verfassungsschutz inzwischen ein Drittel seiner Arbeit auf den Salafismus. Der zweite große Bereich sei Rechtsextremismus.