Berlin. Land unter im Revier, kein Wintersport ohne Schneekanonen, giftige Raupen auf dem Vormarsch: NRW drohen bis 2100 massive Folgen durch den Klimawandel, sofern die Weltgemeinschaft den Klimakiller CO2 ungebremst in die Luft pustet. Das geht aus einem Szenario auf „KlimafolgenOnline“ hervor.
Passend zur Halbzeit des Weltklimagipfels in Doha ist das neue Internetportal von Wetter-Online und des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) ab heute öffentlich zugänglich.
Unter www.klimafolgenonline.com stehen keine Vorhersagen, sondern Szenarien zur möglichen Entwicklung des Klimas. Im vorliegenden Fall handelt es sich um das laut PIK wahrscheinlichste Szenario für NRW.
Temperaturen
An Rhein und Ruhr wird es demnach deutlich wärmer. Die mittlere Temperatur klettert von 9,6 Grad in diesem Jahrzehnt auf 13,1 Grad zum Jahrhundertwechsel. Die durchschnittlichen Höchstwerte liegen dann bei 17,8 statt bei 13,7 Grad.
Badelust
Wassersportler und Sonnenanbeter können sich freuen: künftig gibt es nicht 20,6, sondern 47,8 Badetage im Jahr. Dazu scheint die Sonne täglich 1,2 Stunden länger als heute. Im Revier drohen schweißtreibende Zeiten: Die Anzahl der Schwületage wird sich nahezu verdoppeln – auf 14 pro Jahr.
Winterfrust
Für Wintersportler brechen bittere Zeiten an. Die Zahl der Schneetage schmilzt von 13,9 auf künftig 1,6. Wie sollte es auch anders sein, angesichts der durchschnittlichen 5,9 Grad im künftigen NRW-Winter. Hart trifft es den Hochsauerlandkreis: Dort wird es 3,5 anstatt 33,8 Schneetage im Jahr geben. Die Schneehöhe wird sich halbieren. „Ohne den Einsatz von Schneekanonen wird dann Wintersport im Hochsauerland nicht mehr möglich sein“, sagt Michael Beckmann, Vorsitzender der Wintersport-Arena Sauerland. Neben den Pisten bleibt es grün. Schlecht für den Tourismus: „Die Menschen wollen bei uns Winteratmosphäre spüren“, sagt Beckmann. Das dürfte bei durchschnittlichen 3,1 Grad im winterlichen Hochsauerland kaum möglich sein.
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Gesundheit
Steigende Temperaturen bringen nicht nur Schlechtes. Ein wärmeres Klima sei prinzipiell besser für Herz und Kreislauf, sagt Professor Raimund Erbel, Kardiologe am Essener Uniklinikum. Er geht davon aus, dass der Klimawandel zu einer Reduzierung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen könnte.
Die Wälder
Massive Veränderungen könnte es in den Forsten geben. Bertram Leder von Wald und Holz NRW rechnet mit einem vermehrten Wachstum von Eichen, Esskastanien, Robinien und Douglasien. Die Fichte verabschiedet sich langsam, vor allem bei Wassermangel. Probleme könnte auch die Buche in tiefen trockenen Lagen bekommen. Bei milden Wintern dürfte sich der Wildbestand vermehren und der Verbiss an Bäumen steigen. Außerdem rechnet Leder mit mehr Insekten, etwa Borkenkäfern und Eichenprozessionsspinnern. Dessen giftige Brennhaare während des Raupenstadiums können bei Menschen zu Hautreizungen, Bronchitis oder Asthma führen. Immerhin bringt der Klimawandel einen Vorteil für die Forstwirtschaft: Bei höheren Temperaturen wachsen die Bäume besser – wenn es genug Wasser gibt.
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Die Landwirtschaft
In der Landwirtschaft könnten höhere Temperaturen die Fruchtfolge verändern. Zugleich wird die Niederschlagsmenge von 913 auf 871 Millimeter im Jahr sinken. Dies klingt nicht dramatisch, doch wird es prinzipiell weniger Niederschlag im Frühjahr geben. Dies wäre schlecht für das Getreidewachstum, warnt Bernhard Rüb von der Landwirtschaftskammer NRW. Zugleich fürchtet er Unwetter, die das Getreide schädigen könnten.
Niederschläge
Steigende Temperaturen bereiten der Emschergenossenschaft weniger Sorgen. Wohl aber heftige Niederschläge. „Wir befürchten, dass es vermehrt zu plötzlichen massiven Regenfällen kommt“, sagt Sprecher Ilias Abawi. „Damit steigt die Gefahr von Überflutungen.“ Die Situation könnte sich vor allem in den Bergbaugebieten verschärfen, weil dort der Boden abgesunken ist und das Grundwasser ohnehin schon bis fast an die Oberfläche kommt.